Deutschlands Schokoladenseite

Berlin . Die Bundesrepublik will sich 2006 als freundlicher Organisations-Weltmeister präsentieren. Da die Vorbereitungen zur Fußball-WM im eigenen Land bereits jetzt auf Hochtouren laufen und "voll im Plan" sind, wird das Land nach Ansicht von Sportminister Otto Schily auch ein "fantastischer Gastgeber" sein.

"Der Welt den besten Standard anbieten" - diesen Anspruch im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 formulierte Otto Schily (SPD) am Mittwoch vor der Presse. Zuvor hatte der Minister seine Kabinettskollegen im "Dritten Fortschrittsbericht" über den Stand der Vorbereitungen unterrichtet. Der für den Spitzensport zuständige Innenminister sprühte dabei geradezu vor Begeisterung. Kein Superlativ war Schily zu groß, um den hohen Anspruch zuformulieren, mit dem Deutschland dieses weltumspannendeEreignis im Sommer 2006 in Szene setzen will. Die Verkehrsplanung, das Sicherheitskonzept, das begleitende Kulturprogramm - alles müsse und werde "höchsten Anforderungen" genügen. "Wir wollen uns von unserer besten Seite zeigen", sagte Schily, der sich die Olympischen Spiele 2000 in Sydney zum Vorbild genommen hat. Die Verkehrs-Infrastruktur habe bereits WM-Niveau, teilte Schily mit. Allein in den Ausbau des Fernstraßennetzes seien 3,4 Milliarden Euro investiert worden. Weitere Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen würden bis 2006 folgen."Wir werden keine Rumpelbahnhöfe anbieten"

Profitieren werden dabei vor allem die Städte, in denen die Spiele stattfinden: Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Köln, Dortmund, Hannover, Leipzig, Nürnberg, Kaiserslautern und Gelsenkirchen. Sämtlich sind sie an das ICE/IC-Netz der Deutschen Bahn angeschlossen, alle Bahnhöfe sind oder werden noch modernisiert oder umgebaut. "Wir bemühen uns um erstklassige Verbindungen auf Straße und Schiene und werden der Welt keineRumpelbahnhöfe anbieten", meinte Schily. Die Sicherheit für Besucher und Veranstaltungen sei ebenfalls gewährleistet. Dazu werde extra ein "Nationales Sicherheitskonzept" erstellt, das auch ein "Nationales Informations- und Kooperationszentrum" (NICC) beinhalte. Es seien bereits drei internationale Konferenzen mit 20 Anrainer- und Transitstaaten sowie 56 internationalen Experten durchgeführt worden, sagte Schily. Die nächste Sicherheitskonferenz sei für den 3. und 4. November dieses Jahres in Berlin vorgesehen. Dabei würden auch intensive Vorbereitungen getroffen, um Gewalttaten zu verhindern und Hooligans in die Schranken zu weisen. Allerdings müssen die deutschen Sicherheitsbehörden auf moderne Technik verzichten: Die geplante Einführung des Digitalfunks kommt bis 2006 nicht mehr zustande. Schily wies die Verantwortung dafür den Bundesländern zu, die sich zögerlich verhalten hätten. Das Kunst- und Kulturprogramm zur WM 2006, das von dem Multimedia-Künstler Andre Heller betreut wird, ist bereits im vergangenen September angelaufen. Bis heute hätten 230 000 Menschen die Erlebniswelt im von Heller entwickelten "Fußball Globus" besucht. Zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Wettbewerbe sollen folgen. Insgesamt will sich die Bundesregierung das Kulturprogramm 30 Millionen Euro kosten lassen, die über den Verkauf einer Goldmünze wieder herein kommen sollen. Überhaupt werde die WM 2006 für Deutschland ein profitables Geschäft, prophezeite Schily. Bundesfinanzminister Hans Eichel werde "ansehnliche Beträge gut machen". Unbezahlbar sei der Image-Gewinn, der auch mit einer "Servicefreundlichkeit wie noch nie" unterstützt werden soll. Im Zuge der WM 2006 werden über eine Million Besucher aus aller Welt erwartet. Zur gegenwärtigen Krise des Deutschen Fußballbundes (DFB), wo der Präsident vor der Abwahl steht und die Trainerfrage offen ist, wollte sich der Sportminister nicht äußern. Nur soviel: Er hoffe auf eine baldige Klärung der Probleme in sportlich-fairem Stil. Und was den Trainer betreffe, wisse ja jeder, "dass der Name Otto für Qualität bürgt"…

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort