Die Angst vor dem Kollegen Roboter - Digitalisierung in der Region

Trier/Mainz · Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Viele Beschäftigte sehen die Entwicklung skeptisch - einige Unternehmen auch.

Die Deutschen haben Angst. Angst davor, dass Computer und Roboter ihnen den Job wegnehmen. 58 Prozent sind dieser Meinung. Das hat eine Umfrage im Auftrag des Bundesbildungsministeriums ergeben. Sie zeigt sehr deutlich, dass ein Großteil der Befragten skeptisch ist, dass Digitalisierung für sie Vorteile bringen kann. 80 Prozent sind der Meinung, dass bis 2030 Routineaufgaben nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen oder Computerprogrammen erledigt werden. Und dass diese Entwicklung dazu führt, dass immer mehr Menschen beruflich abgehängt werden, der rasanten Entwicklung hinterherhinken. Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) spricht von einer "großen Transformation", vor der die Gesellschaft stehe. "Wir merken bereits jeden Tag, wie die Digitalisierung unsere Arbeitswelt ebenso wie unseren privaten Alltag verändert."

Das merken auch die Unternehmen in der Region Trier. "Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einem tief greifenden, radikalen Wandel in nahezu allen Lebensbereichen", sagt Infrastruktur-Experte Wilfried Ebel von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Allerdings berge die Dynamik und die Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung voranschreite auch die Gefahr, dass Unternehmen sich den Entwicklungen nicht schnell genug anpassen könnten. Gerade mal 25 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen sich laut IHK in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt.

Das wird auch durch eine gestern vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) vorgestellte Studie bestätigt. Sie zeigt, dass viele Unternehmen im Land zurückhaltend sind bezüglich Digitalisierung. Demnach bezeichnen sich lediglich 50 Prozent der befragten Unternehmen als "durchschnittlich" digitalisiert, das heißt, sie haben nur einen Teil ihrer Arbeitsprozesse entsprechend angepasst und automatisiert. Bestellprozesse oder Kundenbetreuung etwa laufen nicht übers Internet. Vor allem der Mittelstand tut sich demnach schwer mit dem Thema.

Am weitesten fortgeschritten ist die Digitalisierung in Rheinland-Pfalz der Studie zufolge in der Infomations- und Kommunikationsbranche. Auch der Handel und der Fahrzeug- und Maschinenbau sind demnach gut aufgestellt. Schlusslicht, was die Digitalisierung angeht, ist die Gesundheitsbranche. 35 Prozent der Unternehmen sähen gar keinen Bedarf für Digitalisierung, berichtet der Minister. Durch die Studie sei nun erkennbar, "wo wir stehen und in welchen Bereichen wir besser werden müssen", sagt Wissing.

Um den Bereich zu umreißen, in dem das Land besser werden muss, hätte es vermutlich keiner Umfrage bedurft. Denn die Studie zeigt erneut, warum es in Sachen Digitalisierung bei vielen Unternehmen noch hakt: "Das größte Hemmnis (39 Prozent), das dem weiteren Ausbau der Digitalisierung in der gewerblichen Wirtschaft entgegensteht, stellt die Unterversorgung mit leistungsfähigen Breitbandverbindungen dar", lautet ein Fazit. Leistungsfähige, bezahlbare Breitbandanbindungen seien die Basis der Digitalisierung, sagt IHK-Experte Ebel.
Hier bestehe aus Sicht der Wirtschaft noch "erheblicher Handlungsbedarf". Rheinland-Pfalz liege bei der Anbindung der rheinland-pfälzischen Gewerbegebiete mit schnellen Internetverbindungen (mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde) im bundesweiten Vergleich nur auf dem drittletzten Platz.

Nach einer aktuellen Umfrage halte ein Viertel der Unternehmen in der Region Trier bereits im Jahr 2020 eine Übertragungsgeschwindigkeit von über 100 Megabit pro Sekunde für erforderlich, sagt Wilfried Ebel. "Um die Möglichkeit der Digitalisierung umfassend nutzen zu können, ist daher eine Verbesserung der Breitband-
infrastruktur drin-
gend geboten."DIGITALISIERUNG SCHREITET IMMER SCHNELLER VORAN

Extra

(dpa/red) 1993 waren drei Prozent der weltweiten Informationen digital verfügbar. 2007 waren es 94 Prozent. Rund 81 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten schon heute mit Computern. Am häufigsten vertreten in Unternehmen sind stationäre Computer mit Internetzugang, Smartphones, Laptops und Tablets. Digitale Geräte werden vor allem zur Informationsbeschaffung und zur externen Kommunikation genutzt. Technologische Neuentwicklungen wie Datenuhren oder Datenbrillen werden laut Bundesbildungsministerium noch eher selten eingesetzt. In den nächsten zehn bis 20 Jahren könnten laut Experten zwölf Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland durch zunehmende Automatisierung ersetzt werden. 2030 dürften dem Arbeitsmarkt 3,5 Millionen Menschen weniger als heute zur Verfügung stehen.

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