Die Angst vor dem tiefen Fall

KAISERSLAUTERN. Die "Roten Teufel" und der Abgrund: Nach der Millionen-Forderung des Finanzamts Kaiserslautern sucht die FCK-Spitze fieberhaft nach Wegen aus der Krise.

12,9 Millionen Euro, davon 8,3 Millionen Euro sofort an das Finanzamt zahlbar ­ was am Mittwochabend über den Ticker ratterte, klang dramatisch für den Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern: Welche Folgen hat diese Forderung für den Bundesligisten? Das konnte Aufsichtsrats-Mitglied Dr. Michael Koll gegenüber dem T rierischen Volksfreund noch nicht abschätzen. "Ich weiß noch nicht, wie sich die Summe im Einzelnen zusammensetzt. Aber eins weiß ich: Die Forderung ist deutlich höher als wir erwartet haben." In FCK-Insiderkreisen macht derweil das Wort "Worst-Case-Szenario", die Runde ­ schlimmer kann es nicht mehr kommen. Auch von Insolvenz und Zwangsabstieg ist die Rede. An diesen Spekulationen möchte sich Koll aber nicht beteiligen: Davon könne keine Rede sein. Zur Forderung des Finanzamts sagt der Rechtsanwalt: "In der Vergangenheit wurde etwas falsch gemacht. Diejenigen, die Fehler gemacht haben, sind in Haftung zu nehmen." Konkret kann das bedeuten: Jürgen Friedrich und Gerhard Herzog, bislang nicht von den Mitgliedern entlastet, könnten für Management-Fehler haftbar gemacht werden. Welche Wege gibt es aus der Krise? Kredite wird der FCK so schnell wohl keine weiteren erhalten: Der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi hatte am 23. Oktober 2002 nach zähen Verhandlungen ein 20-Millionen-Euro-Darlehen beschafft ­ damit wurde vorerst der finanzielle Kollaps verhindert. Jetzt aber hat sich die Situation verschärft: Weitere Darlehen an den FCK sind nicht zu erwarten, das Land Rheinland-Pfalz winkt ab. Eine weitere Möglichkeit, an Geld zu kommen: Der Verein will als letztes Mittel das Fritz-Walter-Stadion verkaufen. Interessenten für die im Umbau befindliche Arena auf dem Betzenberg gibt es aber noch keine. Dass das Finanzamt Lohnsteuer zurückfordert, war klar ­ nur mit der Höhe war nicht zu rechnen: Die Behörde beschäftigt sich seit dem Ende des vergangenen Jahres mit Unregelmäßigkeiten beim 1. FC Kaiserslautern. Dabei blicken die Beamten voller Argwohn auf die Amtszeit von Jäggi-Vorgänger Jürgen Friedrich. Der ehemalige FCK-Boss soll eine Reihe von Fußball-Profis, darunter der französische Nationalspieler Youri Djorkaeff und Taribo West durch verdeckte Gehaltszahlungen an die Pfälzer gebunden haben. Durch diese Praxis sollen offenbar mehrere Millionen Euro an Lohnsteuern dem Finanzamt Kaiserslautern entgangen sein. Diese werden nun vom Fiskus nachgefordert ­ und könnten für den einzigen rheinland-pfälzischen Bundesligisten finanziell das Aus bedeuten. Auch sportlich krebst der angeschlagene FCK am Tabellenende der Liga.

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