Die Autoren loben das Elterngeld

BERLIN. Der jüngste Familienbericht der Bundesregierung ist eigentlich ein alter Hut. Das hindert die Experten nicht daran, seinen Inhalt in Teilen ausdrücklich zu loben.

Bereits im Sommer des vorigen Jahres war das beinah 600 Seiten dicke Werk in den Schlagzeilen, als die damalige Familienministerin Renate Schmidt (SPD) einige Kernthesen daraus vorstellte. Ihr Auftritt ging jedoch im Kampfgetöse der anstehenden Bundestagswahl unter. Die Sozialdemokraten stritten nämlich schon zu dieser Zeit für das Elterngeld, das die Experten in ihrem Bericht ausdrücklich lobten, während die Union kein gutes Haar daran ließ. Letzteres hat sich nun spürbar gewandelt. Schmidts Amtsnachfolgerin, Ursula von der Leyen (CDU), verteidigt das Elterngeld tapfer gegen alle Kritik aus den eigenen Reihen. Der Vorsitzende der siebenköpfigen Autorenkommission, Hans Bertram, gab der Ministerin dann gestern vor der Bundespressekonferenz auch prompt Rückendeckung. Das geplante Elterngeld bedeutet ganz im Sinne des Familienberichts eine radikale Abkehr von der bisherigen Familienpolitik. So sollen Frauen für zehn Monate 67 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens erhalten, wenn sie ihr Baby daheim betreuen. Die Unterstützung wird um zwei Monate verlängert, wenn auch der berufstätige Ehepartner für das Kind pausiert. Laut Bertram belegen Untersuchungen in Ländern, die das Elterngeld längst eingeführt haben, einen deutlichen Rückgang der Kinderarmut. Überhaupt lehnen sich die Wissenschaftler bei ihren Handlungsempfehlungen an die Praxis europäischer Nachbarstaaten an. In Deutschland summieren sich die familienpolitischen Leistungen der öffentlichen Hand inzwischen auf fast 100 Milliarden Euro pro Jahr. Doch gemessen an der Geburtenrate oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf schneiden andere Staaten mit einem ähnlichen Aufwand deutlich besser ab. Zugleich räumt der Bericht mit der These auf, wonach eine hohe Erwerbsquote von Müttern automatisch zu einer geringeren Fürsorge für die Kinder führt. Untersuchungen ergaben, dass skandinavische Länder und Frankreich, wo deutlich mehr Mütter einem Beruf nachgehen, mit durchschnittlich zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag einen ähnlichen Zeitaufwand für das Kind vorweisen können, den die Mütter hier zu Lande ihrem Nachwuchs widmen ( zwei Stunden 18 Minuten).

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