"Die Erderwärmung muss begrenzt werden"

Der neue Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) warnt davor, die Klimakonferenz in Kopenhagen schon für gescheitert zu erklären. Entscheidend sei, so Röttgen im Gespräch mit unserer Zeitung, im Dezember effektive Instrumente und einen Zeitplan zu verabreden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. "Genau das ist unsere Absicht."

Berlin. (has) Zurzeit ist Umwelt-Ressortchef Norbert Röttgen mit Ministerkollegen aus 40 Staaten dabei, in der dänischen Hauptstadt den Weltklimagipfel vorzubereiten. Mit Röttgen sprach unser Berliner Korrespondent Hagen Strauß.

Herr Minister, ist der Kopenhagener Klimagipfel im Dezember schon vor seinem Start tot?

Röttgen: Davon kann keine Rede sein. Es geht um die unausweichliche Notwendigkeit, den Klimawandel und die globale Erwärmung zu begrenzen. Das ist ein Menschheitsinteresse, dem sich keiner entziehen kann und will. Dieser Wille zum Erfolg ist bei allen Teilnehmern der Vorbereitungskonferenz in Kopenhagen zu spüren.

Sie sind Optimist. Am Wochenende hatte man nach dem Treffen der asiatisch-pazifischen Länder den gegenteiligen Eindruck.

Röttgen: Da ist offenbar ein Missverständnis entstanden. Dass es in Kopenhagen zu einer politischen Vereinbarung und erst später zu einem rechtlich verbindlichen Vertrag kommen würde, war allen Beteiligten schon länger klar. Es kommt auf die Inhalte an. Ich halte es für entscheidend, dass im Dezember politisch verbindliche Verabredungen zu Zielen, zur Überprüfung dieser Ziele und zur Finanzierung getroffen werden. Und die müssen dann im nächsten Jahr in ein rechtliches Abkommen überführt werden.

Sie sprechen ein Klimaabkommen in zwei Schritten an. Wird damit der Klimaschutz nicht einfach nur vertagt?

Röttgen: Nein. Entscheidend ist, dass mit diesem Weg auch effektive Instrumente und ein Zeitplan verabredet werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Genau das ist unsere Absicht.

Aber selbst die USA halten doch ein bindendes Abkommen für unrealistisch.

Röttgen: Falsch. Auch die USA sagen inzwischen, dass es ein verbindliches Abkommen geben soll. Allerdings bestehen wir gegenüber den USA darauf, einen festen Zeitplan für den Abschluss im Jahr 2010 zu verabreden.

Das heißt, eine Reduzierung der weltweiten CO{-2}-Emissionen um mindestens 50 Prozent bis 2050 ist noch zu erreichen, um die Erwärmung auf zwei Grad zu beschränken?

Röttgen: Aus diesem obersten Ziel der Zwei-Grad-Begrenzung, zu dem sich alle bekannt haben, leitet sich die ganze Notwendigkeit der Klimakonferenz ab. Wir werden den Weg dahin vereinbaren. Damit meine ich eine klar benannte CO{-2}-Reduzierung für die Industrieländer bis 2020 um 25 bis 40 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent, die rechtliche Überprüfbarkeit der eingegangenen Verpflichtungen und die finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländer. Das sind die harten, konkreten Punkte.

Beunruhigt Sie nicht, dass gerade China offenbar bei der Reduzierung der Treibhausgase ausscheren will?

Röttgen: Ich sehe das so nicht. Die Chinesen leiden bereits ganz unmittelbar unter den Folgen des Klimawandels. Das Land hat daher schon konsequent mit einer Politik der CO{-2}-Minderung begonnen und noch weitergehende Schritte angekündigt.

Der Folgeprozess nach dem Kyoto-Abkommen hat gezeigt, dass es viele Schlupflöcher gibt, um Verpflichtungen zu umgehen. Wie wollen Sie dies nach Kopenhagen verhindern?

Röttgen: Das Abkommen darf in seiner rechtlichen Architektur keine Schlupflöcher bieten. Ein Nachteil von Kyoto war, dass nicht alle Länder in einem Boot saßen. Besonders die USA haben mitverhandelt, aber das Abkommen nicht ratifiziert. Die Vereinbarungen von Kopenhagen müssen alle Länder umfassen, auch die USA und China.

Welche Folgen hätte es, wenn nicht die Ergebnisse erzielt werden, die Sie sich erhoffen?

Röttgen: Das hätte schlimme Folgen. Denn dann wären die Überlebenschancen Hunderter Millionen Menschen durch fehlende Wasserversorgung oder massive Überflutungen gefährdet. Es gibt auch keine Insel, auf die sich der bislang reiche Teil dieser Welt vor diesen Folgen flüchten könnte. Das sollten wir nicht vergessen.

Was kann Deutschland tun, damit der Gipfel ein Erfolg wird?

Röttgen: Deutschland hat eine Vorreiterrolle, die wir aktiv einbringen werden.

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