Die Grünen suchen einen Weg aus der Versenkung

Nur noch "schlechtes Bauerntheater" bieten SPD und CDU mit ihren gegenseitigen persönlichen Attacken im Landtag nach Meinung der Landes-Grünen. Doch die Öko-Partei selbst ist nach ihrem überraschenden Ausscheiden aus dem Parlament weitgehend in der politischen Versenkung verschwunden.

Mainz. Ein Erfolg bei der Kommunalwahl 2009 soll den Grünen wieder den Weg zurück in den Landtag ebnen. Allerdings sind sie seit mehr als einem Jahr erst einmal landespolitisch abgetaucht nach ihrem unfreiwilligen Abtritt von der Landesbühne. Ihr einstiges Aushängeschild, Ex-Fraktionschefin Ise Thomas, hat unter Murren manch eines Parteifreunds die Fronten gewechselt und ist nun Geschäftsführerin einer früher von ihr heftig kritisierten Landesgesellschaft. Erinnerung an bessere Zeiten

Nachdem sich SPD- und CDU-Fraktionsspitze seit Wochen im Landtag eher persönlich beharken, statt Politik zu betreiben, fühlen sich die ehemals Alternativen jedoch berufen, zwischen SPD-Machtallüren und oppositioneller Ohnmacht an die einst "konstruktive Grünen-Fraktion" zu erinnern.Dass die Landespartei in der Versenkung verschwunden ist, bestreitet Vorsitzender Nils Wiechmann. Natürlich sei es schwierig, als außerparlamentarische Opposition (Apo) politische Inhalte in die Öffentlichkeit zu bringen, sagt der frühere Abgeordnete, der sich derzeit einem Sportmanagement-Fernstudium widmet. Der Diplom-Pädagoge sieht die Partei dennoch bei Themen wie Klimaschutz, Afghanistan-Einsatz oder Kampf gegen Rechts voll auf der Höhe. Ein Parteitag zu sozialen Fragen steht noch diesem Monat an. "Apo zu machen ist schwer", sagt Reiner Marz (Trier), bis zum Mai 2006 Vize der Landtagsfraktion und früherer Parteivorsitzender. Mit dem Scheitern bei der Landtagswahl ist die Partei in ein tiefes Loch gefallen, weil nicht nur die öffentliche Plattform und der Fraktionsmitarbeiter-Apparat weggebrochen sind, sondern auch die Informationsbeschaffung als Volksvertreter bei den Regierungsstellen. Erst einmal die Wahlen meistern

Zudem ist der wichtige Spendenfluss der Abgeordneten in die Parteikasse versiegt. Von all diesen "dramatischen Konsequenzen" können sich die Grünen laut Marz kaum erholen: "Das muss man so gut wie möglich bis zur nächsten Wahl überstehen." Er selbst setzt nicht mehr auf ein Politiker-Leben. Auf den studierten Politikwissenschaftler wartet in den nächsten Wochen ein Vertrag zum beruflichen Neueinstieg. Ob die Landes-Grünen wieder neu einsteigen, bleibt dagegen ungewiss. Angesichts des umweltpolitischen Leerlaufs im Landtag könnte man auch als Apo aktiver sein, moniert ein ehemaliger Abgeordneter. Doch auch für ihn gilt, dass erst einmal die Kommunalwahl gemeistert werden muss, die erste Hürde für den landespolitischen Wiederaufstieg.

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