Die Sparer sind weiter verunsichert

Mit ihrer beispiellosen Staatsgarantie will die Bundesregierung das Vertrauen der privaten Anleger trotz der sich zuspitzenden Bankenkrise dauerhaft sichern. Doch angesichts der turbulenten Kursverluste an den weltweiten Börsen erhebt sich für viele Bürger die Frage: Was ist überhaupt noch sicher?

Berlin. (dpa/hw) Mit aller Macht stellen sich die Regierungen in der Welt gegen den enormen Vertrauensverlust des Finanzsystems und die Panik an den Börsen. Alle 27 EU-Staaten wollen im jeweils eigenen Land Schritte unternehmen, um die Stabilität des jeweiligen Bankensystems zu gewährleisten. Jeder werde das Notwendige tun, sei es durch Zufluss von Liquidität aus den Zentralbanken, durch gezielte Aktionen für bestimmte Banken oder durch stärkeren Einlagenschutz, erklärte der französische Ratspräsident Nicolas Sarkozy in Paris. "Kein Einleger bei den Banken unserer Länder hat Verluste erlitten, und wir werden weiterhin Initiativen ergreifen, um das System und die Einleger zu schützen", sagte er.

Absicherung gegen Totalverlust



Experten gehen davon aus, dass die deutschen Verbraucher recht gut gegen einen Totalverlust gesichert sind. Dabei haben Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken jeweils ihre eigenen Sicherungssysteme, die voneinander unabhängig sind. Doch die Fachleute geben auch zu bedenken, dass die Systeme bei extremen Marktverwerfungen ohne Absicherung des Bundes unter Druck geraten könnten. Gerät eine private Bank in Turbulenzen, kommt die gesetzliche Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) zum Tragen. Sie sichert 90 Prozent der Einlagen pro Kunde ab, maximal aber 20 000 Euro. Die fehlenden zehn Prozent und darüber hinausgehende Gelder werden vom Einlagensicherungsfonds gezahlt, an dem sich die privaten Institute freiwillig beteiligen, darunter alle großen deutschen Geschäftsbanken. Der Fonds steht für jeden Einzelkunden bis zu einer Summe von 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank gerade - und sichert damit "normale" Privatkunden praktisch vollständig ab. Bei den Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken greift wiederum eine Institutshaftung: Im Falle eines Engpasses springen die anderen Institute ein. Damit gibt es über alle drei Säulen der deutschen Kreditwirtschaft hinweg Einlagensicherungssysteme.

Hilfe bei der Verbraucherberatung



Dorothea Mohn, Expertin vom Verbraucherzentralen-Bundesverband (vzbv), empfiehlt, die eigenen Anlagen genau auf ihre Risiken zu begutachten. "Wer sich nicht sicher ist, findet bei den Verbraucherberatungen Hilfe", sagte sie. Die Verbraucherschützer fordern als Konsequenz aus der Krise, die Kontrollen zu verschärfen. "Wir brauchen etwa eine Verlängerung der Verjährungsfristen bei falscher Anlageberatung von drei auf zehn Jahren." Und außerdem müsste nach Ansicht der Verbraucherberater die "Dokumentationspflicht deutlich verbraucherfreundlicher" gestaltet werden.

Während über die deutsche Einlagensicherung Spar- und Termineinlagen sowie Girokonten abgedeckt sind, gilt das nur teilweise bei Zertifikaten. Selbst Garantiezertifikate beinhalten ein Kursrisiko. Geht der Schuldverschreiber - wie Lehman - pleite, so verliert der Anleger alles. Zertifikate von Landesbanken, Sparkassen und Volksbanken sind indes komplett durch die Einlagensicherung der Verbände gedeckt. Wertpapierdepots sind natürlich dem Risiko des Marktes ausgesetzt.

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