Die Türen zu den Doors sind nun für jedermann geöffnet

LOS ANGELES. Jim Morrisons letzte amerikanische Adresse wird zum Touristenmagnet. Die geschäftstüchtige Hausbesitzerin Cheri Woode vermietet das Apartment des "Door"-Sängers nicht nur an Fans.

Das Haus liegt im Stadtteil West Hollywood in Los Angeles auf der West Norton Avenue Nummer 8216, umgeben von einem weiß ge- strichenen Eisenzaun. 1932 wurde es im "spanischen Stil" errichtet, eine in jener Zeit an der Westküste besonders beliebte Bauweise. Der schlichten Fassade sieht man nicht an, dass es, zumindest teilweise, zur Rockgeschichte gehört.Das interessante Vorleben einer Immobilienmaklerin

Die wurde in der Wohnung im ersten Stock geschrieben: Es ist die letzte amerikanische Adresse von Jim Morrison, dem legendären Sänger und Songwriter der "Doors", der am 3. Juli 1971 in Paris an einer Überdosis Drogen gestorben ist (obwohl einige hartnäckige Fans nach wie vor davon überzeugt sind, dass dieser Tod nur ein "fake" war und Morrison irgendwo auf der Welt zurückgezogen und glücklich lebt). Cheri Woods hat das Haus im Jahr 2003 für 700 000 Dollar erworben und es "Cheri Amour" genannt. Das klingt nun genauso wie eines der Etablissements, in dem Miss Woods tätig war, bevor sie eine "gutbürgerliche" Karriere als Immobilienmaklerin startete. Damals, so behauptet sie heute, sei sie berühmter und besser im Geschäft gewesen als Heidi Fleiss, ein ebenfalls in den Lust suchenden höheren Kreisen herumgereichtes Callgirl. Als Cheri Woods die Immobilie kaufte, hatte sie keine Ahnung, welch berühmten Menschen sie zeitweise beherbergte. Dabei war das Haus längst zu einer Pilgerstätte für Doors-Fans geworden; immer wieder verbrachten Besucher aus aller Welt Gedenkminuten vor dem Eisenzaun. Einmal musste sogar eine Frau mit Polizeigewalt aus dem Keller geholt werden, in dem sie sich eingeschlossen hatte in der Hoffnung auf ein Rendezvous mit Jim Morrisons Geist. Noch heute werden Pizza- und Paketsendungen und Briefe an "Jim Morrison, West Norton Avenue 8216" angeliefert. Offenbar ließ sich an dem Tag, als Woods die Immobilie in Augenschein nahm, weder ein Fan noch ein Post- oder Pizzabote blicken. Vermutlich hätte der Rummel sie zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht berührt, ist Miss Woods doch ein erklärter Elvis-Presley-Fan. Von den Doors hält sie gar nicht viel ("die Musik ist mir zu düster und zu drogengeschwängert"). Dennoch erkannte sie, ganz Geschäftsfrau, das Potenzial, das in diesen Mauern steckt - vor allem in den oberen Zimmern. Dummerweise waren sie bewohnt. Cheri Woods komplimentierte die Mieter hinaus, indem sie ihnen die - auf ihre Kosten - frisch renovierte Erdgeschosswohnung anbot, und seitdem ist "Jim Morrisons last known U.S. residence", Morrisons letzter bekannter US-Wohnsitz, im Fremdenverkehrsverein von Los Angeles aufgelistet und für jedermann buchbar.

Wer hier mal wohnen will, braucht einen langen Atem

Ein bisschen geschummelt hat Cheri Woods allerdings schon: Rein rechtlich war es nicht Morrisons Wohnung, sondern die seiner Freundin Pamela Courson. "Wenn er in L. A. war", verriet Ray Manzarek, Keyboarder der Doors, "wohnte Jim im Alta Cienega Motel, Zimmer 32. Aber er hat viel Zeit in Pams Apartment verbracht." Der Geist des Sängers weht also durchs Gebäude, und das reicht nach Ansicht der Besitzerin aus, die mit Morrison-Postern geschmückte Wohnung tageweise für 200 Dollar beziehungsweise wöchentlich für 1000 Dollar zu vermieten, inklusive Waschmaschine und Trockner, Kaffeemaschine, CD-Player und allem, was nicht nur Morrison-Fans von einer Ferienwohnung erwarten. Der erste Mieter, ein Geschäftsmann aus Florida, der hier vor einem Monat logierte, hatte gleich in der zweiten Nacht eine Begegnung der dritten Art. Gegen null Uhr sei die Tür aufgegangen und Jims Geist ins Zimmer gekommen, erzählte er seiner Vermieterin. Als die am nächsten Tag das Zimmer aufräumte, entdeckte sie unzählige leere "Miller Lite"-Flaschen. Dies ist zwar, gemessen an deutschen Verhältnissen, ein ausgesprochen dünnes Bier, in solchen Mengen genossen allerdings ausreichend für als lebensecht empfundene Erscheinungen dieser Kategorie. Das Apartment ist auf Monate hinaus ausgebucht; man braucht also Geduld - und vor allem die Telefonnummer (001 818 225-5347) oder die Website www.cheriwoods.com -, wenn man irgendwann mal tageweise im Ambiente einer Rock-Ikone verweilen möchte. Für diejenigen, die so lange nicht warten wollen oder denen der Aufenthalt schlicht zu teuer ist, hat Cheri Woods noch ein anderes Schmankerl parat - die Erde aus dem Garten. Sie verkauft sie über das Internetauktionshaus Ebay; geboten wurden schon bis zu 20 Dollar pro Tütchen. "Das ist echter Dreck der Doors", sagt sie. "Jim hat ihn sich angeschaut, ist darüber gelaufen, hat darauf gesessen und vielleicht sogar darauf gepinkelt." Da dies jedoch reine Vermutung ist, will sie diese Möglichkeit nicht preissteigernd verwerten. Im Zeitalter der DNA-Analysen könnte sich die - so oder so bittere - Wahrheit möglicherweise geschäftsschädigend auswirken - und Cheri Woods wegen Betrugs belangt werden.

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