Die ganze Kultur auf einen Klick

LUXEMBURG/TRIER. Ein gemeinsamer Internet-Auftritt der Großregion, bei dem sich kulturinteressierte Bürger tagesaktuell einen Überblick über die Fülle des Angebots verschaffen können und Kultur-Macher ihre Aktivitäten langfristig koordinieren: Davon konnte man lange nur träumen. Jetzt soll www.plurio.net die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu neuen Höhen führen.

 Die Kultur der Großregion soll, gut ausbalanciert auf dem Rücken einer grenzüberschreitenden Plattform, zu neuen Höhenflügen starten. Foto: dpa

Die Kultur der Großregion soll, gut ausbalanciert auf dem Rücken einer grenzüberschreitenden Plattform, zu neuen Höhenflügen starten. Foto: dpa

Foto: Yuri Kadobnov (dpa)

Das wär's doch: Einfach im Internet nachschauen, was wann in Luxemburg, Trier, Saarbrücken, Metz, aber in auch Daun, Konz oder Bitburg los ist. Ohne kompliziertes "Homepage-Hopping", ohne zeitraubende Umwege über Suchmaschinen, einfach und benutzerfreundlich angeordnet. Suchen nach Datum, Veranstaltungsort oder der Art des Angebots. Egal ob Pop-Konzert, Kunst-Ausstellung, Lesung oder Oper. Das Netzwerk www.plurio.net macht's ab Ende des Jahres möglich. Und noch viel mehr. Nicht nur Zuschauer, auch Veranstalter, Vereine und Kommunen profitieren von dem neuen Angebot. Sie können ihre Veranstaltungen selbst ins Netz stellen und die Internet-Plattform gleichzeitig als Forum zum Austausch von Informationen und Kooperations-Ideen nutzen. Eine einfache Anmeldung genügt. Kernpunkt des Konzepts: Alle Leistungen und Zugänge sind für nicht-kommerzielle Nutzer kostenlos. Seit mehr als zehn Jahren grübele man über ein solches Projekt, sagt Jean Reitz, Direktor der federführenden "Agence luxembourgeoise d'action culturelle", kurz Alac. Die bevorstehende "Kulturhauptstadt Großregion 2007" sorgte für Handlungsbedarf, und so taten sich die Regierungen von Luxemburg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Lothringen und den belgischen Sprachgemeinschaften 2004 zusammen, gewannen 17 Kooperationspartner und sicherten sich EU-Gelder in Höhe von 300 000 Euro zum Aufbau des neuen Kommunikationsnetzes. Es sei das erste grenzüberschreitende Kulturportal Europas, heißt es stolz in der Vorstellungs-Broschüre. Neben dem aktuellen Veranstaltungskalender und der bereits aktivierten Plattform-Funktion für Veranstalter soll plurio.net bis Ende 2006 auch einen Kulturführer, einen interaktiven Kulturatlas, eine Projektbörse und einen Online-Ticketservice umfassen. Alles aus einer Hand. Da passt es, dass die Vereinigung der Museen der Großregion mit ihrem neuen Portal "Remus" schon eine Vorreiterrolle eingenommen hat, ebenso wie das Städtenetz "Quattropole", das wie "Remus" die Plurio-Plattform nutzt. So überzeugend das Gesamt-Projekt ist, so unklar sind noch manche Details der Umsetzung. Zum Beispiel bei der Gewinnung und Pflege der Daten. Alle Veranstalter können Termine und Informationen selbst eingeben, werden aber dann von einem regionalen Administrator gegengecheckt. So soll gesichert werden, dass die Qualität der Daten und ihre Zuordnung zu den einzelnen Rubriken funktioniert. Per Mail-Rückfrage soll regelmäßig die Aktualität der Angaben geprüft werden. Große Anbieter können komplette Datenbanken einstellen und sind selbst für die redaktionelle Bearbeitung verantwortlich. Als höchste Kontroll-Instanz fungiert ein Redaktionskomitee aus den jeweiligen regionalen Haupt-Administratoren. Es entscheidet auch über die "Hierarchie", sprich: Welche Veranstaltungen als Highlights besonders herausgehoben werden. "Wir haben bewusst ein System entwickelt, das möglichst wenig Kosten produziert", sagt Projektmanager Frank Thinnes. Jede Region müsse selbst entscheiden, wie viel Geld und Energie sie in die Qualität ihrer Daten investiert. "Es kann kein Einheitsmodell geben", betont Jean Reitz. Aber in Luxemburg ist man offenbar gewillt, sehr schnell eine professionelle Lösung zu finden. In Rheinland-Pfalz scheint man danach noch zu suchen. Während die Luxemburger Ende April schon mit Schulungen für die örtlichen Kulturmacher anfangen, gibt es hierzulande noch nicht einmal einen Termin für die erste Präsentation. Vielleicht sucht man nach dem Regierungswechsel noch den zuständigen Staatssekretär. Für die Kulturschaffenden kein Grund, sich nicht schon einmal selbst den nötigen Einblick zu verschaffen. Denn www.plurio.net ist bereits geschaltet.

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