Drei Fragen an Burkhard Zang

Irrel · Burkhard Zang ist Apotheker in der Elisabeth-Apotheke in Irrel und beantwortet im Interview mit dem Trierischen Volksfreund Fragen zum Thema Contergan.

Herr Zang, könnte sich so etwas wie der Contergan-Skandal heutzutage in ähnlicher Weise wiederholen?

Zang: Nein, in diesem Ausmaß auf gar keinen Fall! Natürlich gibt es bei neuen Medikamenten immer auch ungeahnte Nebenwirkungen. Aber heute unterliegen Pharmakonzerne viel strengeren Regeln. Sie müssen viel höhere Hürden nehmen, um ein Medikament auf den Markt bringen zu dürfen.

Was sind das für Hürden?

Zang: Contergan wurde damals einfach auf den Markt geworfen. Ohne behördliche Kontrolle, es wurde vermarktet als Alleskönner, war frei und ohne Rezept erhältlich. Zehn Jahre nach dem Skandal trat dann das neue Arzneimittelgesetz in Kraft: Seitdem werden Medikamente und ihre Nebenwirkungen genauestens kontrolliert. Ein Mittel gegen Schnupfen darf zum Beispiel keine erheblichen Kreislaufstörungen hervorrufen. Das muss ausgeschlossen und mit Hilfe von Studien bewiesen sein. Und wenn die Mittel dann im Handel sind, liegt es auch an uns Apothekern und den Ärzten, ihre Sicherheit weiter zu gewährleisten. Wenn Nebenwirkungen geschildert werden, sammeln wir diese und leiten sie an die Unternehmen und Behörden weiter.

Heißt das, der Skandal hatte auch eine positive Seite?

Zang: Ja, man muss sehen: Die Gesellschaft hat auch einen großen Nutzen aus der Sache gezogen. Der Contergan-Skandal war schrecklich und hatte ein unfassbares Ausmaß. Das lag daran, dass die Chemiker der Pharmaunternehmen zu dieser Zeit alles Mögliche zusammenpanschen und auf den Markt bringen konnten. So etwas ist heute völlig ausgeschlossen! Dass die Sicherheitskontrollen und Hürden für neue Medikamente heute so stark sind, ist also auch eine Folge der Contergan-Tragödie. kne

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