Drei auf einen Schlag

IRREL. Sie wollten immer Kinder haben. Nach demersten Wunschkind kamen dann gleich drei auf einmal. Das Leben mit Drillingen - für Petra und Matthias Schneider aus Irrel (Kreis Bitburg-Prüm) nichts Außergewöhnliches.

"Reine Organisationsfrage." Der Tagesablauf von Petra Schneider ist genau eingeteilt: Acht Uhr füttern, zwölf Uhr füttern, 16 Uhr füttern und vorm Schlafen gehen gibt es auch noch mal etwas für die Drillinge Sophie, Isabell und Simon. Dazwischen muss der dreijährige Marcel in den Kindergarten gebracht werden, es muss eingekauft, für den Kleinen Essen gekocht werden. "Wie gesagt, alles eine Frage der Organisation", schmunzelt die 38-Jährige. Im Oktober vergangenen Jahres hat sich für sie und ihren Mann Matthias, 46, das Leben komplett verändert. Drei auf einen Schlag machten aus der Kleinfamilie fast ein Kleinunternehmen. Doch von Hektik oder Stress merkt man nichts, wenn man die Schneiders in ihrem hellen, großräumigen Neubau in Irrel besucht. Kein lautes Geschrei, es ist fast schon still im Haus. "Die sind sehr pflegeleicht. Eigentlich hat sich kaum etwas verändert", sagt die Mutter, der man in der Tat keinen Stress ansieht. "Ob ein Kind oder vier Kinder, das ändert doch nicht viel", meint sie so ganz im Gegensatz zu Eltern, die schon bei zwei Kindern High-Life in der Bude haben und vielleicht seit Jahren keine Nacht durchgeschlafen haben. All das kennt Petra Schneider nicht: Alle vier Kinder schlafen von abends bis morgens ohne Unterbrechung. "Ich habe es mir schon etwas schwieriger vorgestellt", sagt sie.Der Reihe nach auf Papas Arm

Wie an einer Perlenkette aufgereiht stehen die drei Babyschalen im Wohnzimmer. Davor liegen die Drillinge, lachen fröhlich und strampeln munter. Marcel spielt ruhig in seiner Spielecke. Eine ganz normale Familie also. Nur wenn Papa dann nach der Arbeit erst Marcel und dann seine Drei begrüßt, gibt es mal Geschrei, wenn zwei der Kleinen warten müssen, bis sie endlich auf Papas Arm dürfen. Dass es beim zweiten Mal gleich drei würden, damit haben die Schneiders nicht gerechnet. Die Nachricht warf sie zunächst etwas aus der Bahn: "Man überlegt schon, was da auf einen zukommen kann", sagt der stolze Vater. Zumal ihnen einige Ärzte nicht gerade Mut gemacht hätten. "Die haben immer nur aufs Risiko verwiesen. Kaum einer ermutigte uns, die Drei zu bekommen." Ein Arzt habe sogar geraten, nur ein Kind auf die Welt zu bringen. Die beiden sind noch immer wütend, wenn sie daran denken. Keine Minute haben sie an solche Gedanken verschwendet. Schließlich waren die Drei genau wie Marcel Wunschkinder. Und die Schwangerschaft lief entgegen der Schwarzmalerei einiger Mediziner fast ohne Komplikationen. Bis kurz vor der 30. Woche. Die Kinder entwickelten sich nicht mehr richtig im Mutterleib. Da bekamen die Eltern zum ersten Mal richtig Panik. Petra Schneider musste ins Krankenhaus. Lange war unklar, ob die Kinder nicht als Frühchen auf die Welt kommen mussten, ob überhaupt alle drei eine Überlebenschance hätten. Die Ärzte im Trierer Mutterhaus, in dem Petra Schneider dann den Rest der Schwangerschaft verbringen musste, machten ihnen Mut. "Ich wusste, wir schaffen das", sagt Matthias Schneider. Und er sollte Recht behalten. Erst in der 36. Schwangerschaftswoche, also vier Wochen vor dem eigentlichen Geburtstermin, kamen Sophie, Isabell und Simon gesund und ohne Komplikationen per Kaiserschnitt auf die Welt. Ungewöhnlich für Drillinge. Denn häufig kommen Mehrlinge als extreme Frühchen weit vor Ende der Schwangerschaft auf die Welt, sie sind oft unterentwickelt, müssen aufgepäppelt werden. Nicht so die jungen Schneiders. "Sophie wog 1710 Gramm und war 42 Zentimeter groß, Isabell hatte 2135 Gramm und 46 Zentimeter, Simon war 2540 Gramm schwer und hatte 47 Zentimeter", berichtet die Mama. Für Drillinge also ganz gut entwickelt. Innerhalb von fünf Minuten waren alle da. "Da waren 15, 16 Leute im OP, die kümmerten sich klasse um uns", ist Matthias Schneider noch immer begeistert. Knapp 20 Tage mussten die Drei noch in der Klinik bleiben. Und von da an entwickelte sich Petra Schneider zur Logistik-Expertin: Eine halbe Packung Windeln ist am Tag weg, vier Fläschchen mit Milch trinken die Drei. Und der "Älteste" braucht ja auch noch etwas. Petra Schneider studiert immer genau, wo die Pampers am günstigsten sind, wo es Gläschen im Angebot gibt. Immer noch schauten manche Leute komisch, wenn sie alle Sechs unterwegs seien, berichten die Eltern: Zwei Kinder im Zwillingswagen, einer im Tragegurt auf Papas Bauch und Marcel auf dem Dreirad. "Vier Kinder und dann noch Drillinge, das ist für viele immer noch außerhalb der Norm", glaubt Matthias Schneider. Doch sie fühlen sich als eine ganz normale Familie. "Wir sind doch nichts Besonderes."

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