Drum prüfe, wer sich ewig bindet

TRIER. Neues Kapitel in einer unendlichen Geschichte: Kommt der Mosel-Aufstieg ganz anders als erwartet? Kommt er überhaupt? Bringt er die Lösung aller Probleme, oder führt er in die völlig falsche Richtung? Das umstrittene Verkehrsprojekt hat die politische Schlachtordnung jetzt ganz schön durcheinander gewirbelt.

Die erste Attacke kam Anfang Januar. Der Trierer CDU-Fraktionsvorsitzende Bertrand Adams kündigte in seiner Rubrik in der "Rathauszeitung" an, man wolle eine neue Streckenführung für die Anbindung an die A 64 "in den Vordergrund der Überlegungen rücken". Ausgerechnet die Christdemokraten, die einst im Trierer Rat denkbar knapp die Zustimmung zum Igeler Moselaufstieg durchgepeitscht hatten, profilierten sich plötzlich als Revoluzzer wider das jahrelange Dogma von der Unverzichtbarkeit des Straßen-Großbauwerkes bei Konz.Süffisante Reaktion auf den Sinneswandel

Statt dessen pries Adams die Vorteile der neuen "Trierer" Lösung. Und als der Gedankenanstoß im Rathaus-Blatt - möglicherweise mangels Leserschaft - ohne große Resonanz blieb, legte man noch eine Schippe drauf und brachte im Stadtrat den Antrag ein, die Verwaltung möge die Markusberg-Alternative prüfen. Prompt fand man Zustimmung bei SPD, UBM und FDP. Die Sozialdemokraten reagierten leicht süffisant auf den Sinneswandel ihrer Kollegen, wohl wissend, dass ausgerechnet der als neuer Trierer CDU-Vorsitzender gehandelte Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster nach wie vor unverbrüchlich die Fahne des "alten" Moselaufstiegs hochhält. Doch viel Grund zur Häme haben die Genossen nicht, sind sie doch selbst seit Jahren bei diesem Thema heftig zerstritten. In der Stadt Trier dagegen, im Kreis Trier-Saarburg dafür, ADD-Präsident Mertes pro, Ex-Landtagspräsident Grimm kontra - und schließlich Staatssekretär Karl Diller, der zwar nie prinzipiell gegen den Moselaufstieg argumentierte, aber hinter den Kulissen dafür sorgte, dass das aus seiner Sicht unrealistische Vorhaben von den oberen Plätzen der Prioritätenlisten verschwand.Moselaufstieg spaltet Parteien und Bürger

Der Moselaufstieg spaltete nicht nur die Parteien. Bürgerinitiativen pro und contra, Umweltschützer dagegen, Wirtschaft und Kammern dafür. Irgendwann landete das Projekt gleich hinter dem Lückenschluss A 1 weit vorn auf der Agenda der Regionalgremien. Fortan wurde es wie eine Trophäe vorangetragen, obwohl hinter den Kulissen vor allem Eifeler Vertreter schon mal Zweifel an der regionalen Bedeutung äußerten. In der Stadt Trier hatte es schon lange hinter den Kulissen gegrummelt, doch das eine oder andere Machtwort des Oberbürgermeisters sorgte dafür, dass man solidarisch bei der Stange blieb. Aber nun, da die Realisierung des Igeler Aufstiegs auf den St. Nimmerleinstag verschoben scheint, brechen die Dämme. Zu klar sind die Vorteile einer Lösung via Konrad-Adenauer-Brücke für die Stadt: Ein Teil des Verkehrs von den Bitburger würde sich verlagern, die Industriebetriebe im Süden wären optimal angekoppelt, die Park&Ride-Anlage am Messepark würde aufgewertet, der LKW-Durchgangsverkehr verschwände aus dem Alleenring. Kein Wunder, dass selbst ein aktiver Befürworter des Moselaufstiegs wie der Unternehmer Edwin Steffen (Holzland Leyendecker) die neuen Überlegungen "auf jeden Fall für begrüßenswert" hält. Angesichts der Unwägbarkeiten plädiert er aber entschieden dafür, "die Konzer Lösung nicht aus dem Blick zu verlieren".Alternativen: Tunnel oder Monumentalrampe

Tatsächlich bleiben hinter der Idee, von der Adenauer-Brücke über Euren und den Markusberg den Anschluss zur A 64 zu suchen, viele Fragezeichen. Weil dort Häuser stehen, müsste man entweder eine hässliche Monumental-Rampe bauen oder einen Tunnel graben. "Das wird sicher nicht einfach", sagt Baudezernent Peter Dietze, macht aber keinen Hehl aus seiner Sympathie für das Projekt, "das ja nicht der Stadtvorstand eingebracht hat". Über Kosten und Konzepte zu reden hat aus seiner Sicht erst Sinn, "wenn wir das genau geprüft haben". Rückenwind aus Mainz gibt es dafür bislang nicht. Der neue Verkehrsminister Hendrik Hering hat gleich nach Amtsantritt ein Bekenntnis zum Moselaufstieg abgelegt - kein Wunder, ist doch sein für Straßenbau zuständiger Landesbetrieb Mobilität (LBM) seit langem glühendster Protagonist der Maßnahme. Freilich hat Hering auch klar gemacht, dass er einen Bau ohne Nordumgehung nicht für sinnvoll hält. Das schließt zügige Lösungen de facto aus. Eine ganz schnelle gäbe es aber doch - sofern man nach den Grünen geht. Neue Straßen, sagt deren Verkehrspolitiker Clement Atzberger, seien "wie Abführmittel: Sie führen letztlich zu mehr Verstopfung".

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