"Duck‘ dich, schnell!"

DAHNEN. Nach der Serie von Einbrüchen im Islek geht die Angst um. In den Eifelorten Dahnen und Dasburg haben sich Bürgerwehren gegründet. Ihr Auftrag: die Bewohner schützen. Ihr Ziel: die Täter dingfest machen.

Es ist die siebte Nacht für die Bürgerwehr im Islek-Dorf Dahnen. Ob dieses Mal der große Coup gelingt? Endlich ein Volltreffer, endlich mit dazu beitragen, einen Einbrecher aus dem Verkehr zu ziehen. Das wär‘s doch! Auch in der "Schicht" von Donnerstag auf Freitag gilt deshalb: Kein Alkohol, keine unnötigen Geräusche, Handy-Nummern aktualisieren und überhaupt - absolute Disziplin. Genau einen Kilometer lang zieht sich die Hauptstraße durch die 420-Einwohner-Gemeinde, nur einen Steinwurf ist es bis zur Our, die die Grenze zu Luxemburg markiert. Es ist 0.15 Uhr, als ich mit Peter und Walter am Ortseingang Richtung Dasburg Posten beziehe. An der kleinen Kapelle, die aus Dankbarkeit für die gesunde Rückkehr eines Kriegsteilnehmers erbaut wurde, finden wir Schutz. Die einzigen Geräusche sind das Glucksen in meinem Magen und das Grasen eines Pferdes. Fledermäuse stürzen in Kopfhöhe vorüber, mitten auf der Straße steht eine Katze. "Ja, es ist unheimlich ruhig hier. In der Nacht von Freitag auf Samstag kam nur ein Auto ins Dorf. Das war der Fahrer vom TV ", flüstert Peter. Doch mit dem unwirklichen Idyll ist es schnell zu Ende. Als wir - vielleicht 50 Meter von uns entfernt - eindeutig Stimmen hören, steigt der Puls. Klar ans Ohr kommt auch, dass jemand läuft. Nur, man sieht nichts. Schnell ans Handy, den anderen melden, dass etwas im Busch ist heute Nacht. Und während Peter und Walter wieder den Ortseingang beobachten, schleiche ich an die Kapellenfront und werfe einen Blick ins Dorf. Nichts. Immer noch nichts. "Die haben unsere Kollegen, die mit den Fahrrädern unterwegs sind, gesehen", meint Peter. Also wieder Funkstille. Bis um 3.10 Uhr Peters Handy vibriert: "Zwei vermummte Gestalten in der Ortsmitte." Der Atem geht schneller. "Ruf dö Schandarmen", fordert Walter Peter auf, der schon zum Handy gegriffen hat. Nun überstürzen sich die Ereignisse. Zusammen mit Walter schleiche ich an den Hauswänden entlang Richtung Dorf, während Peter zur Einweisung der Polizei die Stellung an der Kapelle hält. In der Nähe der Mariengrotte verstecken wir uns im Unterholz. "Duck‘ dich, schnell! Die Polizei soll uns nicht sehen, sonst glaubt die, wir wären die Kerle", stellt mein Späh-Kumpel klar.Warten im unwirklichen Idyll

Bertram und Frank haben sich mit dem Auto auf die Spur der Verdächtigen gemacht, während bei mir der Adrenalinspiegel weiter steigt. Und es vergehen keine fünf Minuten, dann kommen weitere Motorengeräusche hinzu. Zwei Polizisten in Uniform und zwei Beamte des Bundesgrenzschutzes suchen den Ort ab. Währenddessen wagt sich Walter aus unserem Versteck und sieht den Schein von Taschenlampen. "Das Jagdhaus", sagt er, und flüstert die Information via Handy den Kollegen durch. Und trotzdem. Nach rund einer halben Stunde ist der Spuk vorüber. Genauso wie die Polizei tappen auch wir im Dunkeln, nachdem die beiden hageren Gestalten mit den Kapuzenpullovern irgendwo im Nichts verschwunden sind. Die komplette, acht Mann starke Dahner Bürgerwehr trifft sich schließlich an der Poststelle. "Schade", hadert Peter, "fasst hätten wir sie gehabt". "Aber die kommen sicher so schnell nicht wieder", entgegne ich und relativiere: "Nun ja, man weiß ja nie." Wir brechen die Aktion ab. Der Puls schlägt wieder relativ normal. Bis zum nächsten Abend, wenn die Jungs aus Dahnen erneut Posten beziehen…

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