Dunkle Wolken über Bushs Truppenabzugs-Plan

Eigentlich wollte US-Präsident George W. Bush im kommenden Jahr mit dem Truppenabzug aus dem Irak beginnen. Doch nachdem Mitarbeiter einer privaten US-Sicherheitsfirma in Bagdad mehrere Iraker erschossen, steht dieser Plan plötzlich wieder in Frage.

Washington. Wann immer US-Diplomaten oder Politiker den Irak besuchen, zählen sie zum unverzichtbaren Erscheinungsbild: bis an die Zähne bewaffnete und in schwarzen Geländewagen fahrende Söldner der privaten amerikanischen Sicherheitsfirma "Blackwater", die im Auftrag des US-Außenministeriums den Personenschutz für die Besucher übernehmen - gelegentlich sogar mit Helikopter-Eskorte.

Lukrativer Auftrag

Ein lukrativer Auftrag, der bisher ohne große Schlagzeilen abgewickelt wurde - bis zum vergangenen Sonntag. Da kam in Bagdad ein US-Konvoi unter Mörser-Feuer, und die "Blackwater"-Mitarbeiter - gewöhnlich erfahrene Ex-Militärs oder Polizisten - taten das, was sie in solchen Situationen immer tun: Sie schossen zurück. Am Ende verzeichnete man elf tote Iraker, bei denen es sich je nach Blickwinkel entweder um Zivilisten oder Extremisten handeln soll, Empörung in irakischen Regierungskreisen, eine heftige Debatte um den Status amerikanischer Sicherheitsfirmen in dem besetzten Land - und dunkle Wolken über den Plänen von US-Präsident George W. Bush, bis Sommer 2008 jene 30 000 Soldaten zurückzurufen, die zum Jahresanfang als Verstärkung in Marsch gesetzt worden waren.

Privat-Armee mit bis zu 48 000 Mann

Am Dienstag kündigte die irakische Regierung an, sie werde als Konsequenz des "Blackwater"-Zwischenfalls die Lizenzen und die Arbeitsweise aller ausländischen Unternehmen überprüfen, die im Land mit weitgehend unregulierten Privat-Armeen vertreten sind. Rund 1000 "Blackwater"-Angestellte verdingen sich im Irak, Insider schätzen die Gesamtzahl der Söldner - andere Firmen inbegriffen - auf zwischen 25 000 und 48 000 Mann.

Am Montag noch hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice mit dem irakischen Premierminister Nuri al-Maliki telefoniert und ihr Bedauern ausgedrückt - doch die hohen Wogen der Empörung konnte sie bisher nicht glätten. Damit gerät auch das Versprechen des Weißen Hauses an die Opposition in den USA, zunächst 30 000 Soldaten aus dem Zweistromland abzuberufen, in Gefahr. Denn schränkt die irakische Regierung die Arbeit von "Blackwater" und anderer Unternehmen wesentlich ein, so würden künftig US-Soldaten deren Aufgaben übernehmen müssen.

Vor allem ist, wie in Washington zu hören ist, der irakischen Führung eine drei Jahre alte Anordnung ein Dorn im Auge, die von der damaligen von der USA geleiteten "Coalition Provisional Authority", also der provisorischen Verwaltung des Irak, verabschiedet wurde. In dieser "Order 17" wurde festgeschrieben, dass US-Sicherheitsfirmen Immunität vor Strafverfolgung im Irak genießen, was mit ihrer Arbeit verbundene Vorfälle anbetrifft. Seitdem gab es nach US-Medienberichten mehrere Hundert Zwischenfälle mit den Privat-Söldnern. Kein Wunder, dass Kritiker wie der schiitische Hass-prediger Muktada al-Sadr nun darauf drängen, "diesen Firmen und dem Rest der kriminellen und geheimdienstlichen Unternehmen zu kündigen".

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