"Durch Kampf zurück ins Spiel"

Herr Bütikofer, die Grünen scheinen nur noch ein Schatten ihrer selbst zu sein. Haben Sie eine Erklärung für den Liebesentzug der Wähler? Reinhard Bütikofer Nun machen Sie mal halblang!

Wir Grüne können, weil wir wissen, was wir wollen, auch mit sechs bis acht Prozent wichtige Veränderungen für die Menschen durchsetzen.Das haben wir in vielen Bundesländern und auch schon im Bund gezeigt. Die Messen sind noch nicht gelesen.

Wissen denn die Grünen wirklich noch, was sie wollen?
Bütikofer Ja, klar. Wir wollen etwa, dass Deutschland den Weg einer vorbildlichen, progressiven Energiepolitik weiter geht. Einer Energiepolitik, die Arbeitsplätze schafft und wirksam gegen den Klimawandel gerichtet ist. Dazu gehört auch, dass die Kohle auf mittlere Sicht keine Zukunft hat.

Zentrale Umweltthemen vom Atom- bis zum Kohleausstieg sind längst auch bei anderen Parteien im Angebot. Haben sich die Grünen schlicht zu Tode gesiegt?
Bütikofer Machen wir mal einen Realitätscheck! Wo ist die SPD-Politik für den Kohleausstieg - oder die von Union, FDP oder Linken? Wenn wir Grüne das nicht forcieren, macht es keiner. Wir haben Ideen, wie moderne Wirtschaft und Gesellschaft geht. Aber von selber regelt sich nichts. Genau deswegen braucht es die Grünen.

Müssen sich die Grünen neue Themen erschließen?
Bütikofer Sich auf ökologische Fragen zu beschränken, wäre kein Erfolgsrezept. Schon bei der Energiepolitik geht es ja nicht nur ums Klima, sondern um wirtschaftliche Perspektiven, um Versorgungssicherheit, um soziale Stabilität. Auf unsere Gesellschaft kommen völlig neue Herausforderungen zu, wenn man an das Thema Digitalisierung denkt. Darum müssen auch wir Grüne uns stärker kümmern.

Die Parteibasis hat Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt zu ihren Spitzenkandidaten bestimmt. Eine gute Wahl?
Bütikofer Ja. Mit diesem Spitzenteam werden wir bei der Bundestagswahl erfolgreich sein.

In NRW wollen die Grünen weder mit der CDU noch mit der FDP koalieren. Wie sinnvoll ist diese Ausschließeritis?
Bütikofer Die NRW-Grünen haben das so entschieden und so wird es jetzt gemacht. Und das Wahlergebnis bewerten wir, wenn das Wahlergebnis vorliegt.

Im Bund dagegen halten Sie sich ein Bündnis sowohl mit der SPD als auch mit der Union offen ...
Bütikofer Die Frage ist nicht, mit wem wir liebäugeln, sondern wozu es uns Grüne braucht. Das inhaltliche Profil steht deshalb im Zentrum grüner Politik und keine Koalitionsdebatte.

Hätten Sie ein Patentrezept, um Ihre Partei wieder in die Offensive zu bringen?
Bütikofer Ich bin für eine alte Fußballweisheit: durch Kampf ins Spiel kommen.

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