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Hinter Merkel wird die Luft dünn Im Vorfeld hatte es viele Spekulationen über die Wahl der Stellvertreter Merkels gegeben. Wer als Parteivize die meisten Stimmen erhalte, sei quasi automatisch Kronprinz, war in vielen Medien gemutmaßt worden.

Dann kam es ganz anders. Keiner der vier erhielt ein überzeugendes Ergebnis. Offenbar straften die Landesverbände sich gegenseitig ab. Noch am besten schnitt mit 78,5 Prozent Bildungsministerin Annette Schavan ab, die allerdings außerhalb der Scharmützel steht, die es in der Riege der Ministerpräsidenten gibt. Dort musste Jürgen Rüttgers mit nur 57,7 Prozent Zustimmung ein kleine Klatsche hinnehmen. Einige Landesverbände waren sauer darauf, dass er sich mit dem Sozialthema profiliert hatte. "Man wählt keinen, der auf den eigenen Haufen schießt", sagte ein Landesvorsitzender. Rüttgers selbst nahm es als Beleg dafür, dass er für eine Position kämpfe, die noch nicht von allen geteilt werde. Aber er nahm die Wahl an. Roland Koch wurde mit 68,2 Prozent Parteivize, Christian Wulff mit 66,7 Prozent. Deutliche Erleichterung war Ronald Pofalla, dem Generalsekretär, bei der Bekanntgabe seines Wahlergebnisses anzusehen. 81,7 Prozent waren mehr als erwartet. Im Vorfeld war in der Parteispitze befürchtet worden, Pofalla könne für das aus Sicht vieler Delegierter mangelhafte Erscheinungsbild der CDU in der großen Koalition abgestraft werden. Zudem hatte er mit einigen unabgestimmten Vorstößen Negativschlagzeilen gemacht. In Dresden warb Merkel persönlich für seine Wiederwahl. Zudem war bei den Vorbereitungstreffen der einzelnen Landesgruppen die Losung ausgegeben worden, dass ein Strafzettel für Pofalla am Ende die Vorsitzende treffen werde und alle deshalb Disziplin zeigen sollten. Sympathiepunkte sammelte der Generalsekretär in letzter Minute wohl auch noch mit einer Plakataktion für die Mitgliederwerbung. Er zeigte sympathische Fotos von den Führungsspitzen in sehr jungen Jahren, sich selbst mit langer Haarpracht. Der außenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Eckart von Klaeden, wurde mit 96,4 Prozent der Stimmen neuer Schatzmeister der CDU. Bei der Wahl für die restlichen Positionen im Parteipräsidium kam es zu einer Kampfabstimmung. Hier gab es acht Kandidaten für sieben Plätze. Der im Januar aus diesem Amt scheidende brandenburgische CDU-Landesvorsitzende Jörg Schönbohm blieb bei seiner Bewerbung, obwohl viele ihm abgeraten hatten. Merkel hatte sogar in einem vertraulichen Gespräch versucht, ihn zum Rückzug zu bewegen, denn auch sie wollte, dass der neue Berliner Oppositionsführer Friedbert Pflüger in das Gremium rutschen sollte. Der schaffte es auch im ersten Anlauf; Schönbohm wurde mit den wenigsten Stimmen nicht gewählt und kandidierte dann auch nicht mehr für die weiteren Positionen im Bundesvorstand.(wk)

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