"Eigentlich nur Hausfrau und Mutter"

LAMBERTSBERG. Über zu wenig Leben im Haus muss sich Familie Hack aus Lambertsberg keine Gedanken machen. Vater Klaus und Mutter Agnes haben sieben Kinder im Alter von acht bis 20 Jahren. Damit liegen sie weit über dem, was in Deutschland Norm ist. Doch was ist schon normal.

Dieser Tisch ist groß. Das sieht man sofort. "Nein", sagt die Mutter. "Der Tisch ist gar nicht so groß, die Küche ist nur zu klein", fügt sie hinzu. Ja, möglicherweise hat sie recht. Die Küche ist vielleicht wirklich zu klein - oder wirkt sie nur so klein, weil der Tisch so groß ist? Der Vater, der - weit weg - auf der anderen Seite des Tisches sitzt, zieht einen Zollstock aus seiner Hosentasche und will es wissen.Alle neun am Küchentisch

"Ein Meter 30 breit und zwei Meter 20 lang", sagt er und klappt das Metermaß wieder zusammen. Ist also doch ganz groß, der Tisch. Zumindest groß genug, um die Küche klein wirken zu lassen, und die ist so klein nun auch wieder nicht. Es sei denn, es ist Essenszeit. Aber dann spielt das Größenverhältnis zwischen Tisch und Küche ohnehin keine Rolle mehr. Dann nämlich sitzen außer Agnes und Klaus Hack auch noch die sieben Kinder mit am Tisch: die achtjährige Paula, ihre drei Jahre ältere Schwester Franziska, die 14 und 15 Jahre alten Geschwister Antonia und Constanze, der 18-jährige und einzige Bruder Matthias sowie die beiden ältesten Geschwister Marie-Louise (19) und Barbara (20). Zwei Eltern, sieben Kinder und ein VW-Bus, in den alle rein passen. Vor einigen Jahren waren sie damit alle gemeinsam im Urlaub. Zum ersten Mal. Bei den beiden Reisen danach seien die ältesten Kinder schon gar nicht mehr dabei gewesen, sagt Agnes Hack, 44 Jahre alt und - wie sie sagt - "eigentlich nur Hausfrau und Mutter". 21 war sie, als beide geheiratet haben, 24 war damals Klaus Hack. Und ein paar Jahre später kam dann das erste Mädchen. "Ich denke, es ist gut, dass die Kinder kommen, wenn man noch jung ist", sagt der Vater, "denn dann geht man auch eher mal ein Risiko ein." Je älter man werde, desto mehr werde zwischen Familie und Karriere abgewägt, "und irgendwann ist man dann 40." Er selbst ist mittlerweile 47, arbeitet im Fertighausbau und ist nebenbei noch als Schreiner tätig. Deswegen der Zollstock in der Hosentasche. Dass bei der Arbeit und den sieben Kindern wenig Platz für Freizeit bleibe, sei ihm klar, doch als Belastung habe er das nie empfunden. Die ganzen öffentlichen Debatten um Karriere, Elterngeld, Nachwuchsplanung ins Ungewisse und so weiter kennt auch er, doch nicht jeden Diskussionsstrang kann er nachvollziehen. Mutter Agnes ebenso wenig. Natürlich sei es mitunter schon anstrengend gewesen, als die Kinder noch kleiner waren, sagt sie, "aber ich würde mich deswegen nie beschweren." Und auch für die Kinder sei das kein Nachteil, ist sie überzeugt. "Ich denke, sie bekommen dadurch ein ganz anderes Sozialverhalten", meint die Mutter, von dem sie auch später im Berufsleben profitieren könnten. "Mit anderen Menschen zu diskutieren oder einen anderen zu Wort kommen lassen - so etwas lernt man nicht in zwei Wochen", umschreibt sie das, was sich große Unternehmen mit schweren Schlagwörtern wie "Soft skills", "Schlüsselqualifikationen" oder "Querschnittskompetenzen" auf die Fahnen geschrieben haben. Im neunköpfigen Haushalt der Familie Hack ist das eine Selbstverständlichkeit. So wie für die Mutter das Kochen und der Haushalt ("ein sehr undankbares Geschäft"). Und natürlich das Einkaufen. Wenn es Situationen gibt, in denen die Familie mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sie mit sieben Kindern nicht der deutschen Norm entspricht, dann gehört der Einkauf mit Sicherheit dazu. Weil Agnes Hack dann schon mal mehr Kinder dabei hat als andere Kunden. Meistens auch eine der älteren Töchter, die dann den zweiten Einkaufswagen schiebt. "Dass die Leute manchmal komisch gucken, ist mir egal", sagt die Mutter und lacht. Ihre "Schlüsselqualifikationen" für das erfolgreiche Familienunternehmen scheinen vor allem Ruhe, Gelassenheit und Humor zu sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort