Ein Fünkchen Hoffnung und ein stilles Gebet "Wir wissen nichts"

Sechs Tage nach dem Verschwinden der Korlinger Studentin Tanja Gräff gibt es immer noch keine Spur von der vermissten 21-Jährigen. Und so langsam schwinden die Hoffnungen, die junge Frau noch lebend zu finden. Die Anteilnahme unter den Studierenden und in der Bevölkerung wächst indes von Tag zu Tag.

 Korlinger Bürger haben Transparente drucken lassen, um auf das Schicksal Tanjas aufmerksam zu machen. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Korlinger Bürger haben Transparente drucken lassen, um auf das Schicksal Tanjas aufmerksam zu machen. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Trier. Plakate an allen Ecken und Enden, elektronische Nachrichten in dutzenden studentischer und anderer Internet-Foren, dazu zehntausende verteilter Handzettel, ein Informationsstand in der Trierer Innenstadt und weit mehr als 1000 Einträge auf der Internet-Seite von Tanja Gräff - die öffentliche Anteilnahme an der seit dem frühen Donnerstagmorgen vergangener Woche vermissten jungen Studentin aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) ist riesengroß. Und sie erinnert fast schon ein wenig an den Fall der vierjährigen Madeleine, die Anfang Mai aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwand, während die Eltern beim Abendessen waren. Zu diesem - sogar weltweit für Aufsehen sorgenden - Vermisstenfall, so andersartig er auch gelagert sein mag, gibt es sogar noch eine Parallele: In Portugal wie auch in Trier tappt die ermittelnde Polizei bislang offenbar ziemlich im Dunkeln. Außer zahllosen Hinweisen, von denen allerdings etliche ziemlich diffus sind, gibt es keine konkrete Spur von den Vermissten.Es ist denn auch diese Ungewissheit, die nicht nur an den Nerven von Tanjas Eltern, ihren Angehörigen, Freunden und Kommilitonen nagt, sondern auch den ermittelnden Beamten zu schaffen macht. "Das ist der Albtraum schlechthin", sagt etwa der Chef der nach dem Verschwinden Tanja Gräffs gebildeten mehr als 30-köpfigen Sonderkommission Fachhochschule (Soko FH), Bernd Michels (siehe Interview).

Der Leiter der Trierer Mordkommission ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die Chancen, die junge Studentin lebend wiederzufinden, mit jedem Tag geringer werden. Dennoch geben Tanjas Angehörige und Freunde die Hoffnung nicht auf. "Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt", sagen Simone Zillgen (22) und Isabelle Stelker (32). Die beiden jungen Frauen stammen wie Tanja aus Korlingen, sind seit langer Zeit mit ihr befreundet. Wie viele andere Freunde und Bekannte der 21-Jährigen haben sie auch gestern wieder den ganzen Tag Flugblätter verteilt, Plakate geklebt und Transparente mit der Aufschrift "Wo ist Tanja?" aufgehängt. Und die Aktivitäten sollen auch in den nächsten Tagen nicht nachlassen - im Gegenteil: 50 000 neue Flugblätter sind bereits im Druck.

In der knapp 900-Einwohner-Gemeinde Korlingen gibt es nach Aussage der beiden jungen Frauen derzeit nur ein Thema: das unerklärliche Verschwinden der allseits beliebten Studentin. Wo Antworten auf die vielen Fragen ausbleiben, hilft so manchem in diesen Tagen der Glaube. Jeden Abend treffen sich Angehörige, Freunde und Bekannte von Tanja in der Pfarrkirche im benachbarten Gutweiler zu einer Bet-Stunde. Und der Zulauf, sagen die beiden Freundinnen Tanjas, werde jeden Abend größer.

Interview

Gibt es im Fall Tanja Gräff mittlerweile die ersehnte heiße Spur?

Michels: Nein. Wir haben einige Hinweise, aber nichts, von dem man sagen könnte, ein Ermittlungserfolg stehe bevor. Wir wissen nichts.

Was machen Sie, wenn Sie auch in den nächsten Tagen nichts finden?

Michels: Wir suchen weiter: am Donnerstag noch einmal mit Leichensuchhunden und am Montag mit Beamten der Bereitschaftspolizei. Dabei wird noch einmal jeder Stein rund um die Fachhochschule umgedreht.

Hand aufs Herz, Herr Michels: Glauben Sie, dass die junge Frau noch am Leben ist?

Michels: Hoffentlich irre ich mich, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Und sie wird mit jedem Tag geringer. Allerdings: Wir hoffen natürlich immer noch, Tanja Gräff lebend zu finden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Was halten Sie vom Engagement der Freunde und Kommilitonen Tanjas?

Michels: Wir unterstützen das, ganz klar. Die Menschen haben einfach das Bedürfnis, etwas zu tun und nicht nur tatenlos dazusitzen.

Extra

Spendenkonto: Um die Such-Aktionen finanzieren zu können, haben Freunde und Kommilitonen Tanjas bei der Sparkasse Trier (BLZ: 58550130) ein Spendenkonto eingerichtet: Verein für Jugendfreizeit, Spenden Tanja Gräff, Kontonummer 490623.

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