"Ein Flughafen passt hier nicht"

Die Pläne für den Flughafen Bitburg seien nicht "seriös", meint Professor Heiner Monheim von der Universität Trier. Er äußert sich im Interview mit dem Trierischen Volksfreund.

 Lehrt an der Universität Trier Geographie/Geowissenschaften – Raumentwicklung und Landesplanung: Professor Heiner Monheim. TV-Foto: Annegret Schmitt

Lehrt an der Universität Trier Geographie/Geowissenschaften – Raumentwicklung und Landesplanung: Professor Heiner Monheim. TV-Foto: Annegret Schmitt

 Hat große Pläne für den Flugplatz Bitburg: Frank Lamparski am Mittwoch vor dem Tower. TV-Foto: Katharina Hammermann

Hat große Pläne für den Flugplatz Bitburg: Frank Lamparski am Mittwoch vor dem Tower. TV-Foto: Katharina Hammermann

Bitburg/Trier. (pwr) Klare Aussage von Verkehrsexperte Heiner Monheim im TV-Interview: Die Region braucht keinen weiteren Flughafen. Mit Monheim sprach unser Redaktionsmitglied Patrick Wiermer.

Herr Professor Monheim, würden Sie gerne mal von Bitburg nach Bukarest fliegen?

Monheim: Nein, ich habe grundsätzlich viele Probleme mit dem Fliegen. In näherer Zukunft wird sich die Frage, wohin man fliegen will, nochmals ganz anders stellen. Die Zeit des Billigfliegens ist vorbei. Der Luftverkehr hat im Moment eine Krise, die in Zukunft auch noch größer wird, wenn eine CO{-2}-Abgabe eingeführt wird und die EU-Länder die Vergünstigungen bei der Mineralölsteuer und Subventionen für die Fliegerei schrittweise zurückfahren. Dann wird das Fliegen deutlich teurer. Es werden nur die Leute fliegen, für die die Zeitaspekte von zentraler Bedeutung sind und die es sich leisten können. Das betrifft vor allem Geschäftsreisende.

Frank Lamparski, der Projektentwickler am Flugplatz Bitburg, redet von 2,5 Millionen Passagieren, das sind ja nicht nur Geschäftsreisende …

Monheim: Er will im Osteuropa- und Ostasien-Geschäft massiv einsteigen, das ist zunächst plausibel. Es gibt Teile der Welt, wie Indien und China, in denen das große Fliegen jetzt erst losgeht. Das ist aber eine Sicht, die den globalen Kontext des Klimawandels vernachlässigt. Denn viele Staaten, auch auf der Ebene der Europäischen Union, werden in die Zwangslage gebracht, die Rahmenbedingungen für das Fliegen enger zu gestalten. Die Politik reagiert da auch schon schrittweise darauf, nicht mit Verboten, sondern mit marktwirtschaftlichen Mitteln, die sich in höheren Preisen ausdrücken.

Ist Herr Lamparski also ein kleiner Tagträumer?

Monheim: Die Investitionen werden sich nicht rechnen. Dazu müsste er mir in Europa irgendeinen Regionalflughafen zeigen, der alleine nur seine Betriebskosten erwirtschaftet. Das gibt es in Europa nicht! Die Wahrscheinlichkeit in Bitburg ist sehr groß, dass alle mit leuchtenden Augen in das Projekt gehen und am Ende die öffentliche Hand viel Geld in den Erhalt des Standortes stecken muss, genau wie am Hahn. Außerdem ist die Region um Bitburg diejenige mit der größten Flughafendichte Deutschlands. Und auch in der Großregion gibt es bereits viele Standorte. Das ist wie ein Idiotenrennen.

Hat Herr Lamparski das Ganze etwa nicht bedacht?

Monheim: Ich glaube nicht, dass das eine wirklich sehr seriöse Planung ist. Seriös in dem Sinne, dass mal verschiedene Szenarien wirklich durchgespielt worden sind.

Zum Beispiel das China-Geschäft. Da lautet der Schluss: Die Kaufkraft in China steigt, also werden die auch mehr fliegen. Das ist reine Billigfliegerlogik. Aber wenn, dann fliegen die Chinesen nur zu den großen internationalen Flughäfen. Ich sehe einzig eine gewisse Logik darin, über die Wartung von Flugzeugen ein gewisses Wirtschafts-Cluster zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen.

Aus Sicht eines Bitburgers oder Trierers ist die Ansiedlung eines weiteren Flughafens doch gar nicht so schlecht: Mehr Angebot, bessere Preise ...

Monheim: Der Trierer und der Bitburger Steuerzahler wird sich die Frage nach dem Preis aber neu stellen müssen. Für den Ausbau der Infrastruktur, zum Beispiel für die Verkehrswege rund um den Flughafen, muss öffentliches Geld in die Hand genommen werden. Hinzu kommen Lärm- und Umweltbelastungen sowie mögliche Ausgleichszahlungen für die Anwohner.

Was wäre denn in Ihren Augen eine ideale Lösung für den Flugplatz Bitburg?

Monheim: Auf Ebene der europäischen Zusammenarbeit betrachtet muss man sagen: Ein Flughafen passt hier nicht. Die Großregion hat erste Absprachen über die Flughäfen in der Region getroffen, da ist Bitburg nicht vorgesehen. Die Standorte für Flughäfen in Deutschland sind schon seit langem definiert.

Welche Alternativen für das Konversionsgebiet rund um den Flugplatz können Sie sich vorstellen?

Monheim: Die Nutzung des Geländes als Gewerbepark finde ich gut, da werden Nischenmärkte bedient. Auch der kleine Flugbetrieb ist völlig in Ordnung. Vorstellbar wäre auch eine Nutzung als Energiepark, wenn sich die Eifel insgesamt als Zukunftsregion für erneuerbare Energien entwickelt.

Hintergrund Der Projektplaner Frank Lamparski hat vor, den Flugplatz Bitburg in den kommenden Jahren mit Hilfe privater Investoren zu einem Werft-, Fracht- und Passagierflughafen auszubauen. "Ich weiß, dass das geht", sagt der Luxemburger. Er habe 15 Jahre Erfahrung im Projektmanagement. Den Finanzrahmen beziffert er mit 400 Millionen Euro - es könne aber auch mehr werden. Öffentliches Geld will er keines. So könne man, je nachdem wie sich das Ganze entwickelt, bei jedem Ausbauschritt frei entscheiden, wie es weitergehen soll. (kah)

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