Ein Hund und ein paar harte Töne

MOSKAU. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Sonntag in dem Ferienort Sotschi am Schwarzen Meer mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammengetroffen.

Russische Potentaten wussten ihre Staatsgäste schon immer positiv zu stimmen. Saunabbesuche, Schlittenfahrten, Strandspaziergänge - all das haben deutsche Bundeskanzler bereits erlebt. Wladimir Putin versuchte es beim Besuch von Angela Merkel am Sonntag in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi mit "Koni". Putins schwarze Labrador-Hündin dieses Namens lief beim Begrüßungs-Gespräch in der Sommerresidenz des Präsidenten mit dem Schwanz wedelnd zwischen Merkel und Putin hin und her. "Ich hoffe, sie erschreckt Sie nicht", fragte Putin. "Nein, aber sie wird doch den Journalisten nichts tun?" antwortete die Kanzlerin. Merkel blickte nicht besonders glücklich, als "Koni" aufdringlich an ihr zu schnuppern begann, während sie gerade über die Energie- und Klimaschutzfragen sprach. Sie wollte keine Inszenierung, sondern ein Sachgespräch zu Beginn ihrer EU- und G8-Präsidentschaft. Und so wurde der Besuch tatsächlich kein beliebiger Sonntagsausflug. Und verlief auch nicht nur harmonisch. Über die Zukunft des Kosovo stritten die beiden Regierungschefs sogar öffentlich in der Pressekonferenz. Serbien müsse mit einer Entscheidung über die Autonomie der Region leben können, verlangte Putin eine Art Veto-Recht für Belgrad. Und schimpfte über die "Mentalität der Sieger des Kalten Krieges", die die Welt schon wieder aufteilten, wie einst die Alliierten in Jalta. Auch wiederholte der russische Präsident seine Kritik an dem "Bombardement" auf Belgrad, vor dem er gewarnt habe. Jetzt seien die Probleme da. Merkel widersprach. Sie wolle doch darauf hinweisen, dass "immerhin" heute in Serbien demokratische Wahlen stattfinden könnten. Und dass die Vereinten Nationen eine größere Rolle bei der Lösung regionaler Konflikte spielten als früher. Beim Kosovo werde das Verfahren in der Uno "ganz transparent" sein und im Weltsicherheitsrat besprochen werden, suchte sie Putins Vorwurf zu entgegnen. In den anderen internationalen Fragen zeigten Merkel und Putin mehr Harmonie. Vor allem beim Thema Nahost. Russland gehört zum Nahost-Quartett - EU, USA, Russland, UN -, das nun wieder aktiviert werden soll und ist wegen seiner Beziehungen zu Syrien für den Fortgang des Friedensprozesses entscheidend. Putin sprach von großer Übereinstimmung in den Zielen der Nahost-Politik. Am Tag des Merkel-Besuches erschienen in einigen deutschen Zeitungen große Zeitungsanzeigen von Gazprom. Der russische Energieriese warb mit "Versorgungssicherheit" und "Verlässlichkeit". Aber über die Schließung der Druschba-Öl-Pipeline zu Beginn des Jahres hatten die Russen die Deutschen nicht einmal informiert, was Merkel sowohl im Gespräch mit Putin als auch dann in der Pressekonferenz offen bemängelte. Sie sprach von "Irritationen".Absage an Schmarotzertum

Putin betonte, dass es Probleme mit den Transitländern gebe. Russland wolle klare, marktwirtschaftliche Beziehungen zu allen Partnern und werde "Schmarotzer" nicht dulden. Man arbeite daran, direkte Pipelines und Transportmöglichkeiten zu den Verbraucherländern aufzubauen, um den Transit so gering wie möglich zu halten, sagte der Präsident. Auch zeigte er sich erneut bereit, Gespräche über ein neues Partnerschafts-Abkommen EU-Russland aufzunehmen. Es soll nach dem Willen Merkels auch die Verlässlichkeit der Energie-Lieferungen regeln und Mechanismen für Krisensituationen enthalten.

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