Ein Pieks kann vor der gefährlichen Grippe schützen - Experten: Impfung verringert Risiko

Trier · Viele verwechseln sie mit einer meist harmlosen Erkältung. Doch eine echte Grippe (Influenza) ist gefährlich. Schlimmstenfalls kann sie tödlich verlaufen. Der TV beantwortet Fragen zum Thema.

Die Praxen der Hausärzte in der Region sind voll. "Wir haben derzeit sehr viele, teils schwere grippale Infekte, aber auch Lungenentzündungen und Magen-Darm-Infekte", sagt Walter Gradel, Hausarzt im Trierer Stadtteil Ehrang und Vorsitzender der Ärztekammer Trier. Neben dem immer noch grassierenden Noro-Virus, der für Magen-Darm-Infekte verantwortlich ist (seit Jahresbeginn über 900 Noro-Fälle in Rheinland-Pfalz), sorgt eine früh einsetzende Grippewelle für überfüllte Wartezimmer. Bereits jetzt sind im Land mehr Menschen an Influenza erkrankt als vor zwei Jahren, als es eine ähnlich heftige Grippewelle gab.

Worin unterscheidet sich eine Influenza von einer Erkältung?
"Die Grippe unterscheidet sich von grippalen Infekten durch den plötzlichen und heftigen Ausbruch der Erkrankung mit hohem Fieber, trockenem Reizhusten, Halsschmerzen, Muskel- und/oder Kopfschmerzen, Schwäche und Schweißausbrüchen", sagt Kerstin Stiefel, Sprecherin des Landesuntersuchungsamtes (LUA). Und im schlimmsten Fall kann eine Influenza, wie die Grippe offiziell heißt, auch tödlich verlaufen. Laut dem für die Gesundheitsüberwachung in Deutschland zuständigen Robert-Koch-Institut (RKI) sind seit Beginn der Grippewelle im November 31 Menschen an Influenza gestorben. 28 davon waren älter als 59 Jahre. 98 Prozent der derzeit zirkulierenden Grippe-Viren seien dafür bekannt, insbesondere bei älteren Menschen und kleinen Kindern schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle zu verursachen.

Ist die Grippewelle in diesem Jahr besonders heftig?
Auch die jüngsten beiden Wellen seien stark ausgefallen, sagt Stiefel. 2015 und 2016 hätten sich von Januar bis April 3433 beziehungsweise 2817 Menschen in Rheinland-Pfalz mit Grippeviren infiziert. Bis gestern wurden landesweit 399 Fälle registriert.

Lohnt es sich, sich jetzt noch impfen zu lassen?
"Ja", sagt Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes. Vor allem chronisch Kranke, ältere Menschen, Schwangere und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollten sich impfen lassen, rät LUA-Sprecherin Stiefel. "Nach der Impfung dauert es rund zwei Wochen, bis der vollständige Schutz besteht." Laut Michels weisen vor allem Menschen über 60 Jahre Lücken bei der Grippeschutzimpfung auf. Knapp ein Drittel der Älteren im Land habe sich in der vergangenen Grippesaison impfen lassen.

Schützt eine Impfung auf jeden Fall vor der Erkrankung?
Der Grippeimpfstoff setzt sich jedes Jahr aus Bestandteilen der aktuell weltweit zirkulierenden drei Influenza-Viren zusammen. Allerdings verändern sich die Viren ständig. Weniger als die Hälfte der Geimpften sei gegen die derzeit grassierende Variante der Influenza geschützt, heißt es beim RKI. Trotzdem bleibe die Grippeimpfung die beste Vorsorgemaßnahme, "um das Risiko einer Erkrankung zu vermindern". Zudem verlaufe bei Geimpften eine Erkrankung in der Regel milder und komplikationsloser. Und: "Jeder Geimpfte hilft, die Infektionskette zu durchbrechen: Er schützt sich selbst und die Personen in seinem Umfeld", sagt die Sprecherin des Landesuntersuchungsamtes.

Bezahlen die Krankenkassen die Impfung?
In der Regel übernehmen die Kassen die Kosten für die Grippeimpfung bei Versicherten, die zu den genannten Risikogruppen (chronisch Kranke, Schwangere, ältere Menschen, Mitarbeiter im Gesundheitswesen) gehören. "Versicherte, die nicht zu diesen Personenkreisen zählen und sich impfen lassen möchten, sollten sich mit ihrer Krankenkasse in Verbindung setzen", empfahl kürzlich die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Einige Krankenkassen übernähmen die Impfkosten für alle ihre Versicherten.Extra

Die Hände sollten regelmäßig gewaschen werden, auch zwischen den Fingern. Beim Niesen Abstand zu anderen Personen halten und in die Armbeuge niesen und husten, nicht in die Hand. Halten Sie die Hände vom Gesicht fern! Die Viren gelangen über die Schleimhäute an Nase, Mund und Augen schnell in den Organismus. Fenster auf, Viren raus: Regelmäßiges Durchlüften verringert die Zahl von Viren in einem Raum. Abwehrkräfte stärken durch gesunde Ernährung, vor allem auf Vitamine achten. Die Grippe ist sehr ansteckend. Erkrankte tun sich selbst und ihren Kolleginnen und Kollegen keinen Gefallen, wenn sie sich trotz deutlicher Krankheitssymptome an den Arbeitsplatz schleppen. red

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