Ein Treffen unter Freunden - Luxemburgs Premier Bettel in Trier zu Gast

Trier/Luxemburg · Er ist authentisch, offensiv, mutig - und kommt gut an. Luxemburgs Premier Xavier Bettel macht Station in Trier und streitet für eine offene und solidarische EU.

 Prominenter Besuch in Trier: Der deutsche Botschafter in Luxemburg, Heinrich Kreft (links), und Luxemburgs Honorarkonsul in Trier, Klaus Jensen, nehmen für den Fotografen Luxemburgs Premier Xavier Bettel in die Mitte. Beim Treffen mit dabei ist Jensens Ehefrau, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.TV-Foto: Friedemann Vetter

Prominenter Besuch in Trier: Der deutsche Botschafter in Luxemburg, Heinrich Kreft (links), und Luxemburgs Honorarkonsul in Trier, Klaus Jensen, nehmen für den Fotografen Luxemburgs Premier Xavier Bettel in die Mitte. Beim Treffen mit dabei ist Jensens Ehefrau, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"

Man kennt sich und umarmt sich zur Begrüßung. Man duzt sich, sagt "lieber Klaus" und "lieber Xavier": Wenn luxemburgische Premierminister auf Trierer Lokalgrößen treffen, so treffen sich Freunde, die sich kennen und schätzen. Das war schon bei Jacques Santer und Jean-Claude Juncker so und ist auch bei Xavier Bettel nicht anders. Der 44-jährige Regierungschef des Großherzogtums kommt gern zum deutsch-luxemburgischen Austausch, initiiert vom Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg in Trier, Ex-Oberbürgermeister Klaus Jensen.

Dabei merken die rund 150 Gäste Bettel kaum an, dass er als Premier an diesem Tag bereits ein informelles Gipfeltreffen der Großregion in Schengen (siehe Bericht nebenan), die dortige Etappe der Tour de France, eine Parlamentsdebatte zum Brexit und eine Feier für Luxemburgs Abiturienten absolviert hat und später noch am Abend nach Paris aufbricht. Aber Bettel weiß, dass die rund 7000 in der Region Trier lebenden Luxemburger und die rund 600 luxemburgischen Studierenden in Trier in den hiesigen Politikern, Verwaltungen und Behörden sowie Unternehmern "gute Bekannte und Freunde" haben, zu denen man den Kontakt hält. "Wenn es der Großregion gutgeht, geht es Trier gut, und wenn es Trier gutgeht, geht es auch der Großregion gut", sagt der Luxemburger Politiker. Und so sei es ihm ein großes Anliegen, die Modellregion innerhalb der EU "starkzumachen". Denn die eine Seite definiere sich durch die andere Seite, das linke Moselufer durch das rechte und Deutschland durch Frankreich.

Xavier Bettel ist durch seine Biografie gelebtes Europa: Mit Großeltern sowohl russisch-orthodoxer und jüdischer als auch katholischer Religionszugehörigkeit und einem belgischen Mann lebe er "die Vielfalt der Identitäten", wie er sagt, und fordert: "Europa muss mitten im Leben der Menschen stehen und nicht oberlehrerhaft daherkommen." Und so gibt er sich staatsmännisch, aber nicht aufgesetzt, mutig, aber nicht nassforsch, beschwört die gemeinsamen Werte der EU ("Es darf kein Europa à la carte geben") und die Solidarität der Staaten untereinander ("Wer Solidarität flexibel für sich ausglegt, darf keinen Platz am Tisch der EU haben").

Bettel schlägt den Bogen von der EU über die Großregion nach Luxemburg. Er bricht globale Themen wie den Klimawandel und die Digitalisierung auf das Leben hier runter und kämpft im Kleinen mit den Großen. Stichwort Anschluss an den Fernverkehr: "Ich habe in Berlin bei der Bundeskanzlerin gefordert: Wir dürfen hier in der Region nicht zum Bermuda-Dreieck des Bahnverkehrs werden", sagt Luxemburgs Regierungschef und kündigt an, dass von Dezember an täglich ein Direktzug von Luxemburg über Trier nach Köln fahren werde.

Und den Gästen dieser jährlichen deutsch-luxemburgischen Begegnung dämmert: In Luxemburg finden nicht nur über 32 000 Grenzgänger aus der Region eine Arbeit. Das Großherzogtum streitet auch auf höherer Ebene für die gemeinsame Sache.Extra: BETTEL WILL REGIERUNGSCHEF BLEIBEN

Luxemburg

Luxemburg (sas) Entgegen seiner Aussage jüngst im Radiosender 100,7 will Xavier Bettel doch Premierminister von Luxemburg bleiben. "Natürlich will ich Premier bleiben und auch als solcher antreten", sagt Bettel im Gespräch mit dem TV. "Ich habe eine Bilanz zu vertreten, und diese habe ich auch zu verantworten." Bettel ist liberaler Politiker der DP und am 4. Dezember 2013 Premierminister des Großherzogtums geworden. Weil er nicht Junior-Partner unter einer Juncker-Regierung mit der konservativen CSV werden wollte, ging Bettel die erste Gambia-Koalition Luxemburgs aus Liberalen, Sozialisten und Grünen ein. Im Herbst 2018 sind die nächsten Parlamentswahlen in Luxemburg. Welche Koalition dann zustande kommt, ist nicht absehbar. Allerdings stecken alle Parteien ihr Terrain ab. So schließt die konservative CSV derzeit eine Koalition mit der rechtspopulistischen ADR aus. Bettel hatte zuletzt in dem Radiointerview gesagt: "Ich trete an, um zu verhindern, dass alles, was wir getan haben, rückgängig gemacht wird." Dies bekräftigte er nochmals: "Ich habe den eisernen Willen, für unsere Inhalte einzustehen und dies als Premier." Außerdem gebe es noch wichtige Projekte wie die kostenlose Kinderbetreuung, in der Sozialpolitik oder der Digitalisierung, die er noch umsetzen wolle. "Wir sind etwas holprig gestartet, haben aber bislang die richtigen Entscheidungen für Luxemburg getroffen. Das gilt es jetzt unseren Landsleuten klarzumachen", sagt der Premier.

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