Ein "Yeah" für den Kanzler

BERLIN. Üblich ist es nicht, dass Gerhard Schröder aus dem Urlaub zurück ins Kanzleramt kommt und dort wie ein Popstar begrüßt wird. Doch gestern war alles anders: 280 junge New Yorker besuchten ihn und dankten für ein von Schröder initiiertes Besuchsprogramm.

Bundeskanzler Gerhard Schröder musste bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub herzen und Hände schütteln, konnte lachen und ab und an sogar ein wenig gerührt sein; und er durfte sich vor allem ordentlich gebauchpinselt fühlen, denn so viel Lob wie schon lange nicht mehr wurde über ihm ausgeschüttet. Die Begeisterungsarie verdankte er rund 280 New Yorker Jugendlichen, die durch das Projekt "Brücke New York - Berlin" für fast zwei Wochen Deutschland besuchten. Und ein typisches, langgezogenes "Yeah" riefen die Amerikaner von der großen Eingangstreppe des Gebäudes dem Kanzler entgegen, als sie gefragt wurden, ob ihnen der Aufenthalt denn gefallen habe. Als "Brückenbauer" wurde Schröder gefeiert. Denn als er einen Monat nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 in New York vor den Trümmern des World Trade Centers stand, kam ihm die Idee zu einer ganz besonderen Initiative: Damals hatte er spontan 1000 Jugendliche aus der US-Metropole in die deutsche Hauptstadt eingeladen. Die Gruppe gestern war die fünfte und letzte, die das Angebot nutzen konnte. Untergebracht waren sie bei deutschen Gasteltern und deren Kindern, denen der Kanzler extra dankte. Auch ohne die Hilfe von Unternehmen und Sponsoren wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Schröder hofft nun, dass die Wirtschaft "die wunderbare Brücke" zwischen den Jugendlichen beider Länder fortführt. Man habe den "deutschen Geist erlebt: Toleranz und offene Herzen", bekundeten die Teilnehmer. Ihren Dank für seine Initiative bekam der Kanzler sogar vorgeführt: Durch Gesang, durch Rapp und Comedy. Und dann erhielt Schröder auch noch einen Einblick, wie man steppt und Musik durch eine Art "amerikanischen Schuhplattler" machen kann. Geschenke gab es ebenso - neben Blumen wurde dem gut gelaunten Regierungschef ein T-Shirt mit der Aufschrift "I love NY" überreicht. Schröder selbst posierte anschließend geduldig für Fotos und gab fleißig Autogramme. Allerdings schüttelte er nicht nur Hände, sondern hatte auch ein politische Botschaft, die er den Jugendlichen mitgab und die er vielleicht auch ein wenig über den großen Teich nach Washington sendete: Die junge Generation der Deutschen und Amerikaner sollten "auch unter dem Eindruck dessen, was in der Welt passiert", enger zusammenrücken, meinte Schröder. Das gemeinsame Ziel müsse sein, dass die Freundschaft zwischen den beiden Ländern bestehen bleibe und weiter wachse, sagte der Kanzler auffordernd. "Das geht nur, wenn man Brücken baut."

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