Ein gutes Zeugnis mit mancher Mahnung

An Rhein und Mosel lebt es sich ganz gut und sicher. Zu diesem Ergebnis kommt die Ländervergleichs-Studie der Bertelsmann-Stiftung. Allerdings nennt sie auch Schwachstellen: Es braucht mehr Arbeitsplätze im Land, mehr Geld für Hochschulen und Forschung.

Mainz. Zum 60. Geburtstag hat Rheinland-Pfalz ein durchaus ordentliches Zeugnis der unabhängigen Bertelsmann-Stiftung bekommen: Das Land liegt nicht nur bei der Sicherheit vor Straftaten oder in puncto sozialer Sicherheit bundesweit mit vorn (der TV berichtete). Auch in Sachen Beschäftigung bewegt es sich in der Spitzengruppe, während im Bereich Einkommen eher Mittelmaßes angesagt ist. Der Blick ins Detail des Ländervergleichs zeigt allerdings auch, dass die Wirtschaftskraft im Land nur unterdurchschnittlich entwickelt ist, viele zur Arbeit auspendeln und die Ausgaben für die wichtigen Zukunftsbereiche Hochschulen und Entwicklung nur für Plätze in der Schlussgruppe reichen. In der vierten Studie seit 2001 zum Standortwettbewerb der Bundesländer kommen die Wissenschaftler in den drei Hauptfeldern für Rheinland-Pfalz zum Ergebnis, dass vor allem neue Jobs zu schaffen sind und in Forschung und Entwicklung zu investieren ist. Rheinland-Pfalz müsse seine Vorzüge noch besser nutzen, so der Rat.Einkommen: Zwar war das Wirtschaftswachstum über die Jahre überdurchschnittlich, dennoch liegt die Wirtschaftsleistung mit 24 200 Euro pro Kopf weiter unter dem Bundesdurchschnitt. Eine Senkung des Haushaltsdefizites hat bislang auch nichts daran geändert, dass die Verschuldung des Landes mit 5700 Euro pro Rheinland-Pfälzer über dem Schnitt liegt. Nicht gespart werden sollte bei Investitionen, so die Empfehlung der Studie. Obwohl der Vergleich ergibt, dass Rheinland-Pfalz bei den Hochschulausgaben nur auf Platz 12 von 16 und bei Forschungsausgaben sogar auf dem vorletzten Platz liegt, stellen die Wissenschaftler fest, dass sich die niedrigen Ausgaben noch nicht auf die Innovationsfähigkeit ausgewirkt haben. Bei den Patenten liegt das Land auf Rang vier. Auch die Zahl der Studienanfänger leidet offenbar nicht (Rang sieben). Gelobt wird die gute Verkehrsinfrastruktur, die dem Land Entwicklungsperspektiven gibt. Ein starkes Pfund ist der Tourismus. Jeder zwölfte Arbeitnehmer verdient in diesem Sektor sein Geld.Beschäftigung: Rheinland-Pfalz hat zwar nach Baden-Württemberg und Bayern die drittniedrigste Arbeitslosenquote, profitiert dabei allerdings auch von der hohen Zahl der Pendler. Gut 270 000 Menschen fahren über die Landesgrenze zur Arbeit, darunter 20 000 nach Luxemburg. Nur rund 120 000 kommen im Gegenzug aus den Nachbarländern. Gleichzeitig gehen im Land weniger Menschen einem Job nach als im bundesweiten Durchschnitt. Die rheinland-pfälzische Wirtschaft gilt mit einem soliden industriellen Kern (Chemie, Fahrzeugbau) und breitem Mittelstand als "robust". Die Zahl der Insolvenzen ist vergleichsweise günstig.Sicherheit: Die unterdurchschnittliche Kriminalitätsrate wird vor allem auf die ländlichen Strukturen zurückgeführt. Auch die soziale finanzielle Unterstützung liegt deutlich niedriger als im Bund. Die Studie verweist unter anderem auf weniger Alleinerziehende und geringeren Ausländeranteil im Land.

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