Es gibt Momente im Leben, in denen das Bedürfnis nach einer Mütze Schlaf einfach alles überwältigt - selbst eine noch so bemühte Rede des mächtigsten Mannes der Welt. Und so zeichneten Fernsehkameras unerbittlich auf, was George W. Bush vermutlich nicht als Werbespot für seine Attraktivität gegenüber Amerikas Heranwachsenden nutzen dürfte: Der 13-jährige Schüler Tyler Crotty, bei einer Rede Bushs in Orlando (Florida) von seinem Vater - einem einflussreichen Republikaner - auf der Bühne ganz dicht am hohen Gast platziert, kämpft von Anfang an gegen den Schlaf. Während Bush spricht, zeigt der pausbäckige Tyler einem Millionen-Publikum alle nur möglichen Variationen eines Schülers, der sich bleierner Augenlider erwehren muss und den auch die Worte des Präsidenten zum Thema Wirtschaftsaufschwung nicht wacher machen. Er gähnt. Er schaut auf die Uhr. Er streckt und räkelt sich. Er steht minutenlang mit geschlossenen Augen da. Und gähnt. Sieht auf die Uhr. Und gähnt George W. Bush schreibt Tyler einen Brief

Nur wenige Amerikaner sind durch die öffentliche Präsentation von Müdigkeit so prominent geworden wie der Siebtklässler. Seit die Fernseh-Sequenzen Millionen US-Bürger erheitert haben, hat der Junge weitere Fernsehauftritte absolviert, unter anderem beim legendären Talkmaster David Letterman. Zu dessen nächtlicher Show im Sender CBS war Tyler dann überraschend wach - und gab auch wieder, was nun offiziell allen Beteiligten als Grund für seine Erschöpfung dient: Er habe in der Nacht zuvor erst um zwei Uhr morgens einschlafen können, schließlich sei er so aufgeregt gewesen, weil er ja den Präsidenten treffen würde. Aber immerhin, so gab er Letterman zu verstehen, habe er dann einige Teil der Bush-Rede doch mitbekommen. Doch selbst wenn Tyler sich heute an diese nicht mehr erinnern sollte - der Präsident nahm den Auftritt des Jungen mit Humor, wie ein Brief Bushs an den schläfrigen Fan zeigt. "Im Saal war es heiß, und meine Rede war lang. Deshalb verstehe ich, wenn jemand in deinem Alter einnickt", heißt es in dem Schreiben. Für Spott braucht der erste Mann im Weißen Haus jedenfalls nicht mehr zu sorgen: Talkshow-Gastgeber Letterman betitelte die Filmsequenz: "George W. Bush begeistert Amerikas Jugend."