Einzugsbereich über Trier hinaus

TRIER. Seit Montag stehen in der Geschäftsstelle des Hospizvereins Trier die Telefone nicht mehr still. Die Aktion "Da-Sein" hält das kleine, weitgehend ehrenamtliche Team schwer auf Trab. Im TV -Gespräch ziehen die Vorstandsmitglieder Carl-Heinz Müller, Maria Brandau und Renate Langenbach eine erste Zwischenbilanz und beantworten die am häufigsten genannten Leserfragen.

Wie sind die ersten Tage der Aktion aus Ihrer Sicht gelaufen? Brandau: Wir hatten allein bis Mittwoch 65 Anrufer und Besucher, darunter eine Reihe direkter Interessenten für ehrenamtliche Mitarbeit. Manche sagen auch einfach nur, wie froh sie sind, dass die Sache mal auf den Tisch kommt. Dass das Thema Hospiz in der Zeitung so offen angesprochen wird, hat scheinbar eine befreiende Wirkung. Müller: Die Leute haben das Gefühl, endlich darf man mal über das Tabu reden. Die Hemmschwelle, Dinge wie Tod und Sterben anzusprechen, sinkt. Das freut uns sehr. Was können die TV-Leser machen, damit die Idee eines Hospizhauses der Realisierung näher kommt? Müller: Na erst mal kräftig spenden und sammeln. Wir hoffen auf die vielen Adventsbasare und Vereinsfeste, auf Firmen, die sich in den Dienst der guten Sache stellen, auf private Initiativen, Schulklassen, Geburtstagsfeiern. Jeder kann sich einklinken, jede gute Idee hilft uns weiter. Es geht nicht nur um die großen Summen, sondern auch um die Breitenwirkung. Und was macht das Gebäude für das Hospiz-Haus? Müller: Auch da kommen wir weiter. Die Chancen steigen, dass uns ein Mäzen nachhaltig hilft, vielleicht sogar die kompletten Anschaffungskosten für das Gebäude übernimmt. Es gibt noch mehrere Optionen, ich denke, wir können demnächst Genaueres sagen. Aber egal für welches Objekt wir uns entscheiden: Der notwendige Umbau bleibt ein dicker Brocken, und da brauchen wir die Aktion "Da-Sein". Und natürlich auch, um weitere ehrenamtliche Mitstreiter zu gewinnen, denn ohne die geht es auf keinen Fall. Die müssen übrigens nicht immer am Sterbebett sitzen; helfen kann man beispielsweise auch im Büro, wenn man sich das eher zutraut. Manche Leser sagen: Das ist ein schönes Projekt für Trier, aber was haben wir in Daun, Bernkastel oder Hermeskeil davon? Langenbach: Der Einzugsbereich eines stationären Hospizes geht weit über die Stadt hinaus. Ein Bitburger muss dann nicht mehr nach Köln, ein Wittlicher nicht mehr nach Koblenz, wenn er einen Hospiz-Platz braucht. Das ist auch für die Angehörigen wichtig. Dazu kommt, dass wir in einer solchen Einrichtung Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für Hospizhelfer aus der ganzen Region anbieten können. Brandau: Es wüsste dann jeder, wo die Anlaufstelle ist. Und wir könnten von dort aus einen Wissens- und Erfahrungstransfer für die ganze Region organisieren. Das gibt es jetzt auch schon, aber es ist ohne Logistik ein sehr mühsames Unterfangen. Von Trier aus könnten wir auch Hospizgruppen in Bereichen der Region initiieren, in denen es bisher noch keine gibt. Manche Leser bringen die "Sterbebegleitung", wie sie ein Hospiz leistet, und die umstrittene "Sterbehilfe" durcheinander. Kann man in wenigen Sätzen den Unterschied definieren? Langenbach: Das ist eine fast unlösbare Aufgabe. Um es ganz verkürzt zu sagen: Sterbebegleitung versucht, Symptome zu lindern und Menschen in der Phase des Sterbens zur Seite zu stehen. Aber sie verkürzt nicht bewusst das Leben wie die Sterbehilfe. Brandau: Wir bieten keine Sterbehilfe, sondern Lebenshilfe bis zuletzt. SDie Fragen stellte Dieter Lintz.

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