Elf Freunde, eine Trainerin

BERLIN. (has) Elf Freunde müsst ihr sein. Und auf die Trainerin hören. So könnte man zusammenfassen, was gestern der heimliche Kapitän Roland Koch und der ostdeutsche Ausputzer Dieter Althaus im Konrad-Adenauer-Haus der CDU präsentierten: einen Wahlaufruf der elf Ministerpräsidenten von CDU und CSU.

Die Kandidatin, heißt es, werde als Bundeskanzlerin Deutschland aus der Krise führen. "Wir werden Angela Merkel im Bundesrat unterstützen", versprechen die schwarzen Landesfürsten hoch und heilig. Vieles spricht allerdings dafür, dass der Treueschwur nach der Wahl schnell wieder in den Schubladen der Staatskanzleien verschwinden könnte. So viel Zuneigung war jedenfalls schon lange nicht mehr. Und ausgerechnet der Hesse Koch, der sich in der Vergangenheit eher als schärfster Widersacher Merkels denn dickster Busenfreund zu profilieren versuchte, schließt "ein Hickhack" zwischen einer CDU-Kanzlerin und dem Unions-dominierten Bundesrat aus. Schließlich sei man sich in allen grundsätzlichen Fragen einig, ergänzt Althaus, "die Mehrheit des Bundestages will dann das gleiche wie die des Bundesrates", prophezeit er einen gemeinsamen Reformwillen.In dem Aufruf zählen die Länder-Chefs auf, wobei sie mitmachen wollen: bei der Senkung der Lohnzusatzkosten, für die die CDU die Mehrwertsteuer von 16 auf 18 Prozent anheben will, sowie bei den Reformplänen für den Arbeitsmarkt, die Steuern, das Gesundheitssystem und die Rentenversicherung. Darf sich Angela Merkel daher beruhigt freuen? Schließlich will sie ja "mit klaren Verhältnissen in Bundestag und Bundesrat" nach einer gewonnenen Wahl "durchregieren". Die Lage in der Länderkammer ist für die Union komfortabel - der "bürgerliche Block" aus Unionsregierungen und CDU/FDP-Koalitionen verfügt über 43 der 69 möglichen Stimmen, er liegt knapp unter der Zwei-Drittel-Mehrheit.

Aber: Merkel kennt ihre schwarzen Landesfürsten und weiß, dass die machtbewusste Männerriege nur zu gerne die Muskeln spielen lässt. Sie wird sich deshalb auf harte Auseinandersetzungen einstellen müssen, weil sich die Politik der Länder nach einem Wahlsieg am Sonntag stärker an den eigenen Interessen ausrichten wird als wie bisher an Positionen von Union und SPD. Das kündigte schon Nordrhein-Westfalen an, wo seit Mai der einflussreiche Jürgen Rüttgers regiert. In Unionskreisen ist gar von einer "Phalanx" der Großen - NRW, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg - die Rede. Das gilt besonders bei Finanzierungsfragen angesichts leerer Länderkassen. Hinzu kommt, dass die Landesfürsten ihrerseits das Machtgefüge noch nicht neu koordiniert haben. Reibereien, die auf eine Kanzlerin Merkel ausstrahlen könnten, sind nicht auszuschließen. "Wir haben nicht die Absicht, Deutschland in eine Situation zu bringen, wo es eine ständige Rangelei zwischen starken Ministerpräsidenten und einer starken Kanzlerin gibt", gelobt Koch. Das klingt eher nach Drohung als nach Versprechen.

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