Erlaubt, aber nicht immer pädagogisch geeignet

TRIER. Sie werden wieder massenweise unterm Weihnachtsbaum liegen: Computerspiele. Doch viele Eltern sind aufgeschreckt. Wie gefährlich sind Computerspiele wirklich? Werden Kinder dadurch zu killenden Amokläufern? Wie verlässlich sind die Altersangaben auf den Spielen?

Killerspiele sind Schuld an der Gewalt in Schulen. Das jedenfalls glauben 72 Prozent der Deutschen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Amerikanische Forscher haben in der Tat herausgefunden, dass gewalttätige Computerspiele bei Jugendlichen emotionale Erregung erzeugen und gleichzeitig die Fähigkeit zur Selbstkontrolle verringern. Doch was sind eigentlich Killerspiele? Der Begriff, nach dem Amoklauf an einem Erfurter Gymnasium von Bayerns Innenminister Beckstein geprägt, bezeichnet Computerspiele, in denen das Töten von Menschen wesentlicher Bestandteil der Handlung ist. Eingefleischte Nutzer dieser Spiele wehren sich gegen diese Polemisierung, sehen sie doch auch in gewaltverherrlichenden Spielen reine Unterhaltung. In Deutschland darf kein Computerspiel verkauft werden ohne Altersfreigabe. Fünf Stufen gibt es dafür: Freigeben ohne Altersbeschränkung - diese Spiele sind aus Sicht des Jugendschutzes für Kinder jedes Alters unbedenklich; freigegeben ab sechs Jahren - die Spielhandlung wirkt comicartig; freigeben ab zwölf Jahren - Gewalt steht nicht im Vordergrund des Spiels; freigegeben ab 16 - die Inhalte erfordern eine bestimmte Reife des Spielers; keine Jugendfreigabe (JUGENDGEFÄHRDEND) - diese Spiele können die Entwicklung der Jugendlichen beeinträchtigen. Diese Freigaben seien nicht gleichzusetzen mit pädagogisch geeignet, sagt Christine Schulz von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). In einem Spiel für 16-Jährige kann also durchaus viel Blut fließen, ohne dass es anstößig im Sinne des Jugendschutzes sein muss. Gerade auf dem Computer-Spielemarkt hat sich in den vergangenen Jahren ein Wandel vollzogen. Wurde das Spiel River Raid vor 20 Jahren noch als jugendgefährdend eingestuft, ist es seit 2002 für alle Altersklassen freigegeben. Die USK testet und bewertet im Auftrag der Hersteller die Spiele. Es gebe aber keinen Einfluss der Unternehmen auf die Tests, sagt Schulz. Bei der Festlegung auf eine bestimmte Altersfreigabe gehe man davon aus, dass der Spieler genügend Kompetenz hat, um das Spielangebot von der Wirklichkeit abzugrenzen. Getestet werden die Spiele - in diesem Jahr waren es bereits über 2000 - von drei Aushilfskräften und dem Chef-Tester der USK. Die Spiele würden komplett durchgespielt und die unter dem Jugendschutzaspekt relevanten Szenen beurteilt, sagt Schulz. 30 Spiele wurden von der USK im vergangenen Jahr indiziert. Doch die wenigsten Jugendlichen halten sich an die Altersfreigaben, fand die Jugend-Studie Jim heraus. 61 Prozent der Jugendlichen hat danach bereits Spiele gespielt, für die sie eigentlich zu jung sind. Drei Viertel der Befragten sagen, dass es einfach sei, an die Spiele heranzukommen - etwa über Freunde oder auch in Geschäften.

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