Erneuerbare Energien: Die Exotik ist weg

Regenerative Energien decken schon heute einen Großteil des regionalen Strombedarfs ab. "Die 100-Prozent-Region ist machbar", sagen Experten, die für die regionale Planungsgemeinschaft ein Gutachten erstellt haben.

Trier. Auf den Höhen über der Moselgemeinde Mehring wird derzeit heftig gewerkelt. Bereits im Juni soll die sogenannte Photovoltaikanlage Mehring II ihren Betrieb aufnehmen. Gemeinsam mit dem schon vor drei Jahren errichteten Solarkraftwerk Mehring I wird dort demnächst so viel Strom produziert, wie 1700 Drei-Personen-Haushalte verbrauchen.

Ein paar Kilometer weiter südlich, in Reinsfeld, nahmen die Trierer Stadtwerke erst vor wenigen Tagen zwei neu errichtete Windräder in Betrieb. Sie liefern so viel Strom, wie 1600 Haushalte verbrauchen. Zwei Beispiele, die zeigen: In der Region Trier tut sich etwas in Sachen regenerative Energien. "Sogar mehr als in den meisten anderen deutschen Regionen", sagt Chef-Planer Roland Wernig. Wernig ist davon überzeugt, dass zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück schon in wenigen Jahren erneuerbare Energien den kompletten Strombedarf abdecken können. Rein rechnerisch, versteht sich, denn schließlich ist kein Verbraucher gezwungen, etwa Öko-Strom von den Trierer Stadtwerken zu beziehen. Günther Schartz, als Trier-Saarburger Landrat derzeit Chef der regionalen Planungsgemeinschaft (siehe Stichwort), ist dennoch sichtlich zufrieden mit dem von Experten quasi verliehenen Öko-Siegel. "Es zeigt, dass regenerative Energien nichts Exotisches sind, sondern eine wichtige Möglichkeit der regionalen Wertschöpfung." Worte, die man wohl eher einem grünen als einem christdemokratischen Politiker zuordnen würde.

Noch fließt viel Geld für Energie in andere Regionen



Regionale Wertschöpfung, das bedeutet: Besser, das Geld von Investoren oder Verbrauchern bleibt in der Region, sorgt hier für Arbeitsplätze und Kaufkraft, als dass es etwa in andere Bundesländer oder gar ins Ausland fließt. Noch gibt es auch beim Strom regionalen Nachholbedarf - trotz der guten Quote erneuerbarer Energien. 380 Millionen Euro Aufwendungen jährlich haben die Fachleute zur Deckung des Strombedarfs errechnet, von denen aber nur knapp ein Drittel an regional ansässige "Öko-Anbieter" fließen. Nimmt man Ausgaben für Wärme hinzu, ist der finanzielle Abfluss noch deutlich größer: 762 Millionen Euro werden insgesamt jährlich ausgegeben, nur knapp 194 Millionen Euro dieser Ausgaben verbleiben in der Region.

Mit dem Einsatz von mehr erneuerbaren Energien zur Strom- und Wärmeerzeugung könnte dieses Verhältnis noch deutlich verbessert werden, sagen die Experten. Vor allem bei der Wärme-Energie ist noch jede Menge Luft nach oben: Gerade einmal 14 Prozent wird regional erzeugt, etwa durch Biogasanlagen oder Pellet-Heizungen.Stichwort Planungsgemeinschaft Der Mensch beansprucht für seine Aktiviäten Raum: Wohnungen, Arbeitsstätten, Straßen oder Freizeiteinrichtungen. Aber Raum ist begrenzt. Deshalb kümmert sich die Raumordnung darum, dass es nicht zu einem Wildwuchs von Anlagen kommt. Auf regionaler Ebene ist dafür die Planungsgemeinschaft Region Trier zuständig. Im regelmäßig aktualisierten Raumordnungsplan legt das Gremium Ziele und Grundsätze zur Entwicklung und Ordnung des ehemaligen Regierungsbezirks (5000 Quadratkilometer Fläche, eine halbe Million Einwohner) fest. Dabei geht es etwa um die Ausweisung von Flächen für Windräder oder den Einzelhandel. Mitglieder der Planungsgemeinschaft sind neben den vier Kreisen und der Stadt Trier die Kammern, Gewerkschaften und Unternehmerverbände. Amtierender Vorsitzender ist bis 2014 der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz (CDU). (sey)

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