"Es ist großartig!"

KÖLN/TRIER. Gesänge, Jubel, La-Ola: die Begeisterung der Jugendlichen in Köln erfasst auch Teilnehmer im gesetzteren Alter – wie den Trierer Bischof Reinhard Marx. Im Interview mit dem TV schildert er seine ersten Eindrücke und verteidigt die Katholische Kirche gegen Kritik, sie lasse keinen echten Dialog zu.

Wie ist die Stimmung beim Weltjugendtag? Marx: Selbst eine Großstadt wie Köln ist geprägt von den vielen jungen Menschen mit ihren Fahnen. Beim Eröffnungsgottesdienst war das Stadion voll. Es gab großen Applaus - auch für ganz religiöse Aussagen. Die Jugendlichen schwenkten mit den Fahnen, machten La-Ola. Es herrschte eine sehr geistliche, fröhliche Stimmung. Für einen deutschen Bischof ist so viel Zustimmung und Begeisterung ja eine eher ungewöhnliche Erfahrung. Was empfinden Sie? Marx: Ich bin glücklich. Es ist großartig. Man kann Johannes Paul II. nur danken für die Idee zum Weltjugendtag. Wie sieht Ihr persönliches Programm für die Weltjugendtage aus? Marx: Ich habe zwei Katechesen und nehme an einer Veranstaltung von Justitia et Pax zu Fragen der Gerechtigkeit in der einen Welt teil. Wann begegnen Sie dem Papst? Marx: Die wichtigste Begegnung wird die Sonderaudienz der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntagnachmittag sein. Mit welchen Erwartungen sehen Sie dem Papstbesuch entgegen? Marx: Wir freuen uns erstmal, dass er kommt, dass er den ersten Auslands-Besuch in seinem Heimatland machen kann. Ich bin froh, dass er mit seinen Predigten ankommt, wie ich aus Italien gehört habe. Er wird eine gute Botschaft für die jungen Leute haben. Aber der Papst ist ja nicht das Zentrum des Weltjugendtags. Das Wichtigste sind die jungen Leute, die Gemeinschaft der Kirche und dass wir gemeinsam auf Christus schauen. Worum geht es in Ihren Katechesen? Marx: Die Themen sind vorgegeben durch die Geschichte der Heiligen Drei Könige, durch das Motto: "Wir sind gekommen, um ihn anzubeten." Man kann das so umreißen: Es geht ums Suchen, ums Anbeten, ums verändert Zurückkommen. Kritiker wie "Wir sind Kirche" bemängeln, es gebe keinen echten Dialog, weil Themen wie Sexualität und Frauenpriestertum tabu seien.Marx: Die können ja gar nicht anders, als jetzt das Haar in der Suppe zu suchen! Es ist ein Thema vorgegeben, dazu werden Katechesen gemacht, und die Jugendlichen können alle Fragen stellen, die sie stellen wollen. Es wird also auch über Frauenpriestertum und Sexualität gesprochen?Marx: Das ist doch hier nicht das Thema! Ich kann doch nicht sagen: "Bei jedem Treffen eines Bischofs mit Jugendlichen muss es um Frauenpriestertum gehen und um Sexualität - und wenn nicht, fehlt etwas." Man muss sich doch auch mal mit anderen Themen gemeinsam beschäftigen dürfen! Interviews mit Weltjugendtagsteilnehmern zufolge betrachten viele von ihnen die Lehren der Kirche als Bauchladen, aus dem sie sich das Passende aussuchen. Wie wollen Sie den Jugendlichen vermitteln, dass das der Kirche nicht reicht?Marx: Selbstverständlich ist niemand gezwungen, alles zu übernehmen. Wir sind alle auf der Suche. Aber die Jugendlichen, die hier sind, suchen eben in Richtung auf Christus zu - und das ist das Entscheidende. Jeder geht seinen Weg. Jeder ist ja auch auf einer anderen Weg-Etappe. Umgekehrt warnen Sie davor, dass sich jeder seinen Glauben so zurechtzimmert, wie er ihm passt.Marx: Das ist doch klar! Das ist ja auch zu wenig. Aber die Jugendlichen, die nach Köln gekommen sind, sind ja auch nicht die, die sagen: "Ich brauche keine Kirche, keine Beratung, kein Miteinander, ich weiß es selber." Welche Impulse erwarten Sie vom Weltjugendtag?Marx: Ich erhoffe mir, dass ein kleiner Schub auch in unsere Gemeinden hineinkommt, dass die Jugendlichen bereichert zurückkehren. S Mit Bischof Reinhard Marx sprach TV-Redakteurin Inge Kreutz.

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