Was waren die Ursachen für den Gewalt-Exzess an der Hildesheimer Schule? Bodenburg: Die Schüler in Berufsvorbereitungs-Jahren kommen von unterschiedlichen Schulen und werden für ein Jahr zusammen gewürfelt. Da kommt oft eine hochexplosive Mischung zusammen. War es nun Versagen der Lehrer oder von zu Hause mitgebrachte Probleme, die zu der Gewalt geführt haben? Bodenburg: Es waren Ursachen aus dem Familienumfeld, die in die Schulen transportiert wurden und sich dort intensiver ausprägten als zu Hause. Wenn dann noch zwei, drei Schüler das Sagen haben und Druck erzeugen, eskalieren die auffälligen Verhaltensweisen.
Nicht nur die Gewalt an sich ist ja unfassbar, sondern, dass davon keiner etwas mitbekommen haben will. Wie ist so was möglich? Bodenburg: Es wurde über längere Zeit Angst erzeugt, der niemand ausweichen konnte. Mitschüler hatten Angst, auch Opfer zu werden. Das Opfer selbst hatte nicht das Vertrauen, sich nach den ersten Misshandlungen jemandem zu offenbaren. Das ist erschreckend und traurig. Der Fall Hildesheim - ein Einzelfall oder die Spitze des Eisbergs? Bodenburg: Es ist ein ausgesprochener Einzelfall. Aber solche Fälle, wenn auch vielleicht nicht in dieser Ausprägung, können sich jederzeit und überall wiederholen.
Welche Konsequenzen müssen daraus gezogen werden? Bodenburg: Eltern, Schüler und Schulen müssen sich stärker austauschen, damit man mehr über das problematische Klientel spricht, um besser auf es einzugehen. Einfache Angebote können schon dazu beitragen, Gewalt zu vermindern und ein stärkeres Wir-Gefühl zu entwickeln. Ein Kanu- oder Wanderwochenende ist da genau das richtige, damit Schüler Aggressionen ausleben können. Das Gespräch führte unser Redakteur Bernd Wientjes