Fünf Jahrzehnte Warten auf die frohe Botschaft

Premiere im Trierer Dom: Zum ersten Mal in der Geschichte gibt es am Sonntag in Deutschlands ältester Diözese eine Seligsprechung - die der Ordensgründerin Mutter Rosa. Damit steigt die Zahl der im Bistum verehrten Seligen und Heiligen auf 64. Wenig verwunderlich: Die meisten von ihnen sind Männer.

 Mutter Rosa Flesch.Foto: Heribert Frieling

Mutter Rosa Flesch.Foto: Heribert Frieling

Trier. Ein halbes Jahrhundert mag in der katholischen Kirche eine recht kleine Zeitspanne sein. So lange hat es im Fall Mutter Rosa gedauert, bis das 1957 eingeleitete Seligsprechungs-Verfahren beendet war und die Waldbreitbacher Franziskanerinnen die frohe Botschaft erhielten, dass die Gründerin ihrer Ordensgemeinschaft selig gesprochen wird. Ein lang ersehnter Wunsch der zurzeit rund 350 Schwestern geht damit in Erfüllung.Mit der Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch ein Urteil des Papstes fest, dass die vor 102 Jahren verstorbene Mutter Rosa "vorbildlich aus dem Glauben heraus gelebt hat und Jesus Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist". Weitere Voraussetzungen für die Seligsprechung: Der "Kandidat" muss ein Martyrium durchlitten oder ein Wunder bewirkt haben - wie Mutter Rosa. Ihrer Fürbitte soll es zu verdanken sein, dass sich ein von den Ärzten bereits aufgegebenes Unfallopfer mit schwersten Hirnverletzungen in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder völlig erholte.Kurz nach dem Tod schon heiliggesprochen

Alle Aussagen, Unterlagen und Akten über eine Person werden von der vatikanischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse gesammelt und geprüft. Am Ende gibt die Kommission eine Empfehlung an den Papst, der dann entscheidet. Im Fall Mutter Rosa zog sich das Verfahren gut 50 Jahre hin. Bei einigen ihrer "Vorgänger" ging es weitaus schneller. Etwa bei Simeon von Trier. Der Diakon und Mönch ist auch heute noch vielen Gläubigen ein Begriff, weil er die letzten Jahre seines Lebens als Einsiedler in einer Zelle im Ostturm der Porta Nigra verbrachte. Nur wenige Monate nach seinem Tod wurde Simeon von Papst Benedikt IX. heiliggesprochen.Weil zu dieser Zeit nicht nur die Päpste, sondern auch Bischöfe kanonisierten, also heilig sprachen, wurde zwischen bischöflicher Kanonisation (Seligsprechung) und päpstlicher Kanonisation (Heiligsprechung) unterschieden. Erst seit dem 17. Jahrhundert entscheidet nur noch der Papst und geht die Selig- der Heiligsprechung voraus.Allein im Bistum Trier werden mehr als 60 Selige und Heilige verehrt. Dass die meisten von ihnen Männer sind, ist in der katholischen Kirche fast überflüssig zu erwähnen. Zu den berühmten weiblichen "Trierer Heiligen" gehört etwa Hildegard von Bingen (1098-1179). Der Mystikerin, Äbtissin und Gründerin mehrerer Klöster wird eine besondere Verbundenheit zur Trierer Abtei St. Eucharius nachgesagt. Sie soll auch auf dem Marktplatz gepredigt haben.Spätestens seit der Konstantin-Ausstellung dürfte auch vielen Nicht-Katholiken die Heilige Helena ein Begriff sein. Die Mutter des römischen Kaisers soll im vierten Jahrhundert den Heiligen Rock und die Gebeine des Apostels Matthias nach Trier übergeführt haben. Die Reliquien des Heiligen werden in der Abteikirche St. Matthias aufbewahrt. St. Matthias ist auch die Grabkirche der ersten Trierer Bischöfe, Eucharius und Valerius. Beide werden im Bistum als Heilige verehrt.Der als Seliger verehrte Peter Friedhofen (1819-1860) gründete die Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf. Seine Gebeine ruhen in einer Kapelle auf dem Gelände des Trierer Brüderkrankenhauses. Die 1918 in Trier verstorbene Nonne Blandine Merten wurde vor 19 Jahren seliggesprochen. Das Grab der Ursulinenschwester ist in einer eigenen Kapelle auf dem Friedhof St. Paulin.Wenn die Ordensgründerin Mutter Rosa am Sonntag seliggesprochen ist, laufen nach Angaben des Bistums noch fünf Seligsprechungsverfahren, die Trierer Bischöfe - größtenteils vor Jahrzehnten - eingeleitet haben. Am längsten, fast 70 Jahre, läuft das Verfahren des Mystikers Hieronymus Jaegen. Ebenfalls seliggesprochen werden sollen der Pallottiner Josef Engling (Verfahren läuft seit 1952), Pater Wilhelm Nikolaus Eberschweiler (1951), Pater Josef Kentenich (1975) und die Ordensfrau Emilie Engel (1999). Die im Bistum Trier verehrten Seligen und Heiligen: Heiliger Aegidius (Abt), Heilige Adelgundis (Stifterin), Heiliger Agritius (Bischof), Heiliger Albanus (Priester und Märtyrer), Heiliger Ambrosius (Bischof und Kirchenlehrer), Heiliger Apollinaris (Bischof und Märtyrer), Heilige Apollonia (Jungfrau und Märtyrin), Heiliger Athanasius (Bischof und Kirchenlehrer), Heiliger Basin, Heiliger Banthus (Priester), Heiliger Beatus (Priester), Heiliger Bonosus (Bischof), Heiliger Brictius (Bischof), Heiliger Britto (Bischof), Heiliger Cyriacus (Märtyrer), Heiliger Disibod (Einsiedler), Heiliger Donatus (Märtyrer), Heiliger Eligius (Bischof), Heiliger Eucharius (erster Bischof von Trier), Seliger Franz Josef Pey (Priester und Märtyrer), Heiliger Gangolf (Märtyrer), Heilige Gertrud (Äbtissin), Selige Gertrud (Äbtissin), Heiliger Goar (Priester und Einsiedler), Heiliger Gregor von Pfalzel (Mitarbeiter des heiligen Bonifatius), Heiliger Hieronymus (Priester und Kirchenlehrer), Heilige Helena (römische Kaiserin), Heilige Hildegard von Bingen (Äbtissin und Mystikerin), Heilige Irmina von Trier, Heiliger Kastor (Priester), Heiliger Kunibert (Bischof), Heiliger Leo IX. (Papst), Heiliger Leodegar (Bischof und Märtyrer), Heiliger Lubentius (Priester), Heiliger Liutwin, Heilige Modesta (Äbtissin), Heiliger Magnerich (Bischof), Heiliger Maternus (Bischof), Heiliger Matthias (Apostel und Patron des Bistums), Heiliger Maximin (Bischof), Heiliger Medard (Bischof), Selige Blandine Merten (Nonne), Heiliger Modoald (Bischof), Heiliger Niketius (Bischof), Heilige Oranna (Einsiedlerin), Heiliger Pankratius (Märtyrer), Heiliger Paulinus (Bischof), Seliger Peter Friedhofen (Ordensgründer), Heiliger Petrus Fourier (Priester), Heiliger Quiriacus (Priestermönch), Heiliger Quirinus (Märtyrer), Heiliger Remaklus (Abtbischof), Heiliger Remigius (Bischof), Heiliger Rochus von Montpellier (Pilger), Heiliger Rupert von Bingen (Einsiedler), Heiliger Servatius (Bischof), Heiliger Simeon (Einsiedler), Heiliger Valentin (Bischof), Heiliger Valerius (Bischof), Heilige Vierzehn Nothelfer, Heiliger Willibrord (Abt von Echternach, Erzbischof von Utrecht und Glaubensbote der Friesen), Heiliger Willigis (Bischof), Heiliger Wolfgang (Bischof).

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