Fälschungssicher und teuer

Berlin. Vom 1. November an werden in Deutschland neue Reisepässe mit biometrischen Merkmalen des jeweiligen Inhabers ausgegeben.

Er sieht auf den ersten Blick genauso aus wie der alte: Rot mit goldener Schrift vorne drauf. Doch er hat es in sich, der neue biometrische Reisepass. Und er ist deutlich teurer: Statt 26 Euro müssen die Bundesbürger ab dem ersten November 59,90 Euro berappen, wenn sie das neue Reisedokument beantragen. Dafür verspricht Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) aber auch deutlich mehr Sicherheit. Der so genannte "epass" wird wie bisher für zehn Jahre ausgestellt und trägt im Passdeckel einen kontaktlosen Chip, auf dem das Gesichtsbild digital gespeichert ist. Dafür muss ein frontal aufgenommenes Passbild beim Einwohnermeldeamt eingereicht werden. Anfang 2007 soll der Datensatz noch einmal erweitert werden: Dann wird ein Fingerabdruck integriert, später erlaubt der Chip sogar das Scannen der Iris. Aus dem technischen Aufwand, so Schily, erkläre sich der satte Preissprung auf knapp 60 Euro. Für Jugendliche soll der Pass nur fünf Jahre gültig sein und 37,50 Euro kosten. Schily betonte, er sehe keine Kostensteigerungen, wenn ab 2007 neben dem Gesichtsbild weitere Merkmale im Pass gespeichert werden. Die bereits ausgegebenen Reisedokumente werden übrigens auch nach dem ersten November ihre Gültigkeit behalten. Um dem Wucher-Vorwurf zu kontern, griff der Innenminister gestern zum Preisvergleich. Deutschland liege international im unteren Bereich, so Schily: Biometrische Pässe kosteten in den USA voraussichtlich etwa 75 Euro, in Großbritannien 103 Euro. Die Italiener müssten sogar für ihren derzeitigen Reisepass ohne Merkmalspeicherung alle fünf Jahre 160 Euro berappen. Eine soziale Staffelung - beispielsweise für Rentner oder Hartz IV-Empfänger - wird es laut Schily jedoch nicht gegeben. "Der Sicherheitsgewinn ist für alle eindeutig", meinte der Minister. Schily hatte unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001 die Aufnahme biometrischer Daten in die Pässe bereits vor drei Jahren in seinen Sicherheitsgesetzen vorgesehen - und sich damit in der rot-grünen Koalition und bei Datenschützern nicht nur Freunde gemacht. Fälschungsfälle "nicht unbeträchtlich"

Erst im Dezember vergangenen Jahres verständigte sich schließlich die EU auf ein gemeinsames Vorgehen. Passfälschungen würden nun mit der Speicherung der Merkmale "unmöglich gemacht oder mindestens erschwert", befand Schily, der auch gleich die Statistik bemühte: Sie weise momentan eine "nicht unbeträchtliche" Zahl von Fälschungsfällen auf. So sei in 2002 der Bundesgrenzschutz bei 7700 Kontrollen auf 290 total gefälschte EU-Pässe sowie auf 400 inhaltlich veränderte Dokumente gestoßen. Auch einer der Attentäter vom 11. September, so der Minister, sei damals mit einem gefälschten französischen Pass eingereist. In einer Zentraldatei sollen die Daten aber nicht gespeichert werden, sondern nur auf dem Chip.

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