Familie kein Auslaufmodell

BERLIN. (has) Die Familie gehört zu den Institutionen, die in Regelmäßigkeit tot gesagt werden. Dann heißt es, die Republik sei auf dem Weg in die Single-Gesellschaft, die "Normalfamilie" habe ausgedient. Ist das Ende der Familie also nahe?

"Davonkann überhaupt keine Rede sein", wehrt die zuständige MinisterinRenate Schmidt (SPD) ab. Im Gegenteil: Das Statistische Bundesamthat herausgefunden, dass nur 18 Prozent der Bevölkerung in einemEinpersonenhaushalt leben, mehr als die Hälfte (54 Prozent)hingegen in Familienhaushalten mit Kindern. "Familie ist lebendigund hat Zukunft", lautet daher das Resümee der Ministerin. 82 Prozent der Kinder in Westdeutschland und 71 Prozent der Kinder in Ostdeutschland wachsen bei einem verheirateten Paar auf, die Hälfte der Sechs- bis Neunjährigen hat einen Bruder oder eine Schwester, 31 Prozent leben mit zwei oder mehr Geschwistern zusammen. "Knapp 80 Prozent aller jungen Menschen möchten Familie haben", so Renate Schmidt bei der Vorstellung der Studie "Familie im Spiegel der amtlichen Statistik". Das bedeute aber nicht, dass der Nachwuchs auch heiraten wolle. Der Zusammenhalt von Familien sei nach wie vor haushaltsübergreifend, "familiäre Netzwerke bestehen ein Leben lang". Und sie erführen eine Wertschätzung in der Bevölkerung.

Deutschland gehört in Europa laut Statistik allerdings zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenziffern und der höchsten Kinderlosigkeit. Frauen, die in jungen Jahren Kinder wünschten, verschöben diesen Wunsche vielfach immer weiter nach hinten bis hin zum dauerhaften Verzicht auf Nachwuchs. Vor allem bei Akademikerinnen sei das der Fall, so Schmidt. 40 Prozent der 35- bis 39-Jährigen Frauen im Westen mit Hochschulabschluss leben ohne Kinder im Haushalt, im Osten sind es 17 Prozent. Als Argument dafür werde auch das "miserable" Betreuungsangebot angeführt. Während traditionell in Ostdeutschland mehr Frauen mit Kindern arbeiten, steigt auch der Anteil erwerbstätiger Mütter in den alten Bundesländern an. Deutschlandweit sind es inzwischen über 30 Prozent der Frauen mit Kindern unter drei Jahren, die aktiv eine Erwerbstätigkeit ausüben. Rund 2,3 Millionen Eltern sind in Deutschland allein Erziehende, davon 68 Prozent Mütter.

Schmidt will die Lage der Familien verbessern. Bund, Länder und Gemeinden würden sich in diesem Jahr auf ein Gesetz zur stufenweisen Betreuung für Kinder unter drei Jahren verständigen. Mit Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften hat sie eine "Allianz für Familie" verabredet. Und auch in den Kommunen startet Schmidt eine Initiative für lokale Bündnisse.

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