Finanzdebakel hilft Obama

Wer gewinnt in drei Wochen den Schlüssel zum Weißen Haus? Für die US-Demoskopen scheint die Entscheidung bereits gefallen zu sein. Mit teilweise zweistelligen Prozentsätzen sehen sie landesweit den Demokraten Barack Obama vorn.

Washington. (die) Mit einem ehrgeizigen Förder-Programm, von dem der amerikanische Mittelstand und vor allem die Hausbesitzer profitieren sollen, unterstreicht Obama jene Kompetenz für Wirtschaftsfragen, die ihm die Mehrheit der Befragten ohnehin schon zubilligt. Mit seinem Vorschlag eines 90-tägigen Stopps für Zwangsversteigerungen und Steuererleichterungen greift der Kandidat ein brandaktuelles Thema frontal an. Das Finanzdebakel an der Wall Street und der Zwang zur stärkeren Regulierung der Bankenbranche haben offenbar den Eindruck verstärkt, dass die absehbaren Konjunkturprobleme bei dem 47-Jährigen besser aufgehoben sind als bei dem Republikaner John McCain, der einst von sich selbst sagte: "Von Wirtschaftsfragen habe ich nicht viel Ahnung."

Dennoch gibt sich McCain trotz des deutlichen Rückstandes noch nicht geschlagen. "Mein Rivale misst bereits die Vorhänge aus", appellierte McCain am Montag bei einem Auftritt im Bundesstaat North Carolina an seine Unterstützer, "aber die Entscheidung liegt immer noch in euren Händen."
McKain wird auch von Konservativen kritisiert

Den Grundstein zu einem Comeback will der 72-Jährige heute Abend bei der letzten Präsidentschafts-Debatte vor dem Urnengang am 4. November legen. Der Erfolgsdruck ist immens. Ein Drittel aller Wähler sieht nach den ersten beiden Rededuellen Obama als Sieger an, und McCain muss sich mittlerweile harsche Kritik auch aus der konservativen Ecke an seinem Kampagnenstil gefallen lassen. "Die Situation", so rügt Matthew Dowd, einer der Chef-Strategen für George W. Bush in den Jahren 2000 und 2004, "ist McCain völlig aus den Händen geraten." Als Indiz dafür werden auch Entgleisungen im Publikum des Republikaners gesehen, wo zuletzt die Erwähnung des Namens Obama mit Rufen wie "Terrorist" oder "Tötet ihn!" begleitet worden war - Vorfälle, für die sich John McCain bei seinem Rivalen entschuldigt hat. Auch nahm er kürzlich kopfschüttelnd einer Frau das Mikrofon aus der Hand, die Obama als "Araber" bezeichnet hatte, dem man nicht trauen könne.

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