Fleißig "geriestert", nichts verdient?

Die Bundesregierung und Ex-Arbeitsminister Walter Riester (SPD) haben vor Panikmache bei der staatlich geförderten Riester-Rente gewarnt. Anlass ist ein kritischer Bericht des Fernsehmagazins Monitor.

Berlin. Der Namenspatron der staatlich geförderten Altersvorsorge, Walter Riester (SPD), sieht sein politisches Lebenswerk in Gefahr. "Die Botschaft ist eine Katastrophe. Das wirft uns um Jahre zurück", empörte sich der ehemalige Bundesarbeitsminister. Riesters Zorn galt einem ARD-Bericht vom Donnerstagabend. Tenor der Sendung: Wer nur gering verdient, der habe im Alter auch nichts von seiner Riester-Rente, weil er ohnehin die Grundsicherung erhalte. Besonders junge Leute würden dadurch massiv verunsichert, so Riester.Dabei hat die gleichnamige Privatrente einen ungeahnten Aufschwung erlebt. Allein in den vergangenen beiden Jahren verdoppelte sich die Zahl der abgeschlossenen Verträge. Mittlerweile profitieren rund 9,7 Millionen Bundesbürger von den Fördermitteln, die gerade für Geringverdiener eine Quote von bis zu 90 Prozent erreichen können. Wahr ist allerdings auch, dass im Alter zunächst einmal alle persönlichen Einkünfte einschließlich der möglichen Riester-Rente addiert werden, bevor der Betroffene Anspruch auf staatliche Hilfen hat. Diese sogenannte Grundsicherung im Alter liegt nach Auskunft der Rentenversicherungsträger heute bei etwa 660 Euro. Wer sich also eine gesetzliche Monatsrente von nur 500 Euro erarbeit hat, bekommt 160 Euro aus Steuermitteln dazu. Werden neben der Mini-Rente zum Beispiel 50 Euro Riester-Rente fällig, legt Vater Staat "nur" 110 Euro oben drauf. Die Riester-Rente wird also voll auf die Grundsicherung im Alter angerechnet. Das wirft tatsächlich die Frage auf, ob man das "Riestern" nicht gleich sein lassen kann, anstatt Rücklagen anzusparen, die keinen sichtbaren Vorteil bringen.

Gegen diese Sicht der Dinge wehrt sich neben Riester auch das Bundesarbeitsministerium. Ein Sprecher nannte die Betrachtungsweise unseriös. "Mit der gleichen zynisch-pessimistischen Grundeinstellung könnte man sämtliche Sparvorgänge und in letzter Konsequenz auch die Erwerbstätigkeit einstellen und auf die Versorgung durch das Gemeinwesen vertrauen." SPD-Fraktionsvize Elke Ferner verwies auf das Gleichbehandlungsproblem, wenn zum Beispiel weiter Mieteinnahmen auf die Grundsicherung im Alter angerechnet würden, die Riester-Rente aber nicht.

Eng wird es schon für Normalverdiener

Die Wurzel des Problems liegt freilich im langfristig sinkenden Rentenniveau, das die rot-grüne Bundesregierung beschlossen hatte, um den Rentenbeitrag in Zaum zu halten. Nach Berechnungen der Rentenversicherungsträger wird es deshalb schon für einen Normalverdiener im Alter eng. Wer stets den gesellschaftlichen Durchschnittslohn bezieht und 2030 in Rente geht, muss 30 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um eine gesetzliche Rente auf Grundsicherungsniveau beanspruchen zu können. Dem hält das Arbeitsministerium entgegen, dass ein Durchschnittsverdiener, der obendrein noch "riestert", schon nach 20 Beitragsjahren das Grundsicherungsniveau mit seinen späteren Alterseinkünften überschreitet.

Extra: Weniger Einkommen: Trotz der leichten Renten-Erhöhung im vergangenen Jahr hatten die Rentner nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung inflationsbedingt fast zwei Prozent weniger an Einkommen zur Verfügung. Das habe das Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG) errechnet. Danach sanken die Bezüge real um 1,93 Prozent. Laut IWG handelte es sich um die vierte Minusrunde in Folge.

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