Fliegende Dosen, steigende Aktien

NÜRBURGRING. Gutes Wetter, klasse Bands und tolle Stimmung: Etwa 78 000 Besucher feierten am Nürburgring die 17. und bislang erfolgreichste Auflage von "Rock am Ring". Veranstalter Marek Lieberberg denkt nach der sensationellen Resonanz bereits daran, ein weiteres Festival in der Eifel zu etablieren.

Er weiß, wie man fällt. Aber mit dem Aufstehen kennt sich Marek Lieberberg noch besser aus: Ein "bisschen euphorisch" ist der "Rock am Ring"-Chef nach dem Erfolg der 17. Auflage. Nur ein "bisschen"? 78 000 Besucher haben nicht nur bewiesen, dass Heavy Metal noch salonfähig ist. Der Rekordbesuch hat zudem gezeigt, dass "Rock am Ring" mehr Zukunft hat, als einige Skeptiker nach zwei durchwachsenen Festival-Jahren voraussagten. Lieberberg will wissen, was die Ring-Fans wollen - und was sie stört. So hat sich der Frankfurter Veranstalter, der sich sonst gern in der S-Klasse über das Nürburgring-Gelände chauffieren lässt, auf einen kleinen Abenteuer-Trip eingelassen. "Ich habe mich tief hinein gewagt", sagt Lieberberg. Einen halben Tag lang hat sich der "Rock am Ring"-Chef auf die Campingplätze begeben. Die "Basis" wacht an Pfingsten meist zu früh und selten nüchtern auf und fühlt sich bei Rund-um-die-Uhr-Beschallung und -Belallung am wohlsten. "Ich war da, wo die Dosen fliegen", so nennt es Lieberberg. Wie ein Politiker auf Wahlkampf-Tour. Lieberberg will näher dran sein am Publikum, will nicht den Kontakt zur Basis verlieren. Vor Ort schaut er sich an, ob das neue Konzept mit der Trennung von Park- und Campingplätzen auch funktioniert. Das Lob überwiegt, die Kritik hält sich in Grenzen. So hatte Nürburgring-Chef Walter Kafitz "nicht im Traum daran gedacht, dass das so gut klappen würde". Auch Polizei-Einsatzleiter Walter Bula ist mit der Wochenend-Bilanz zufrieden: Das Trennen von Parken und Campen habe die Situation entspannt. "Es ist nicht mehr so hektisch und viel friedlicher geworden." Resultat: Es gibt weniger Anzeigen wegen Körperverletzungen als im Vorjahr (nur vier statt 24). An der Qualität der knapp 80 Bands hatte Veranstalter Lieberberg keinen Zweifel. "Wir haben das beste Programm der Welt", sagt Lieberberg. Das sagt er jedes Jahr. Diesmal hat es das Publikum aber auch so gesehen. Metallica hat eine riesige Fangemeinde angelockt, Iron Maiden oder Marilyn Manson mobilisierten ebenfalls Massen. Die kurzfristige Absagenflut (Limp Bizkit, Linkin Park, Sum 41) fiel da nicht weiter ins Gewicht, zumal mit Placebo und Apocalyptica hochkarätige Bands in letzter Minute nachverpflichtet wurden. "Es macht keinen Sinn, Programm gegen das Publikum zu machen", findet Lieberberg. Vielleicht steckt da ein bisschen Selbstkritik drin. Im vergangenen Jahr hatte Lieberberg mit Santana oder Neil Young auf die falschen Pferde gesetzt. Weniger als 50 000 Zuschauer wollten 2002 die Altrocker sehen - so wenig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nach dem neuen Rock am Ring-Aufschwung in diesem Jahr denkt Lieberberg daran, ab 2004 ein weiteres Festival am Ring zu etablieren. Als Termin peilt er den August an.

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