Frühstart in Richtung Weißes Haus

WASHINGTON. Wenn Ex-First-Lady Hillary Clinton am 13. Februar in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis erhält, ehrt man ihre Verdienste um "die Stärkung der Rolle der Frau in der Politik, Gesellschaft und den Medien". Geht es nach der Stimmung in den USA, ist der Höhenflug der 57-Jährigen noch längst nicht abgeschlossen.

Hillary Clinton wird die Siegerin der nächsten Wahl - und damit die erste Präsidentin der USA - sein: Das glauben derzeit nicht wenige in Washington. So früh wie selten zuvor in der US-Geschichte hat sich innerhalb einer Partei der Favorit für eine Präsidentschaftskandidatur herauskristallisiert. Zwar wird erst 2008 wieder über die Nachfolge von George W. Bush entschieden, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf. Doch gerade das absehbare Fehlen von Bush im politischen Ring macht den Demokraten in den USA Mut: Sie vertrauen auf Umfragen, die bereits jetzt zeigen, dass Hillary Clinton mögliche republikanische Kandidaten wie den früheren New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani oder den Senatskollegen John McCain deutlich schlagen würde. Die Vorteile von Hillary Clinton liegen gleich auf mehreren Ebenen: Auch dank der Unterstützung ihres Ehemannes würde ihr bei einer Bewerbung eine bestens bewährte Polit-Maschinerie mit Wahlkampf-Profis zur Verfügung stehen, begleitet von vermutlich großzügigen finanziellen Spenden und einer breiten Unterstützerschar in der Basis. Als heißester Konkurrent für Hillary Clinton gilt derzeit der Verlierer des Jahres 2004: John Kerry. Er schließt eine erneute Kandidatur keinesfalls aus und weist immer darauf hin, dass es mit Ohio nur ein Bundesstaat gewesen sei, der ihn die Präsidentschaft gekostet habe. Hillary Clinton scheint bereits jetzt zu ahnen, dass sie - will sie sich von Kerry absetzen und eine erfolgreiche Kampagne führen - eine ideologische Neuorientierung benötigt, um auch für Wähler der moderaten Mitte attraktiv zu sein. Den ersten Schritt dazu hat sie bereits vollzogen: Bei einem Vortrag im Januar setzte sie sich dafür ein, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche drastisch zu reduzieren - eine Position, mit der sie sich der konservativen Anti-Abtreibungspolitik in den Vereinigten Staaten zumindest schrittweise angenähert hat. Auch hat es Hillary Clinton bisher vermieden, allzu heftig das Militär-Engagement im Irak zu kritisieren. US-Kommentatoren bemerkten: "Sie will ihr öffentliches Profil schärfen, bevor es ihre möglichen Mitbewerber oder die Medien tun."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort