Fünf Tage Warten

WITTLICH/NEW ORLEANS. (red) Fünf Tage banges Warten bis zum erlösenden Anruf: Marco geht es gut. Er war bei einer Gastfamilie in New Orleans, als Hurrikan "Katrina" wütete. TV-Mitarbeiter Erich Gerten aus Wittlich berichtet von der Sorge, den Sohn nicht in Sicherheit zu wissen.

Der Anruf kommt überraschend: "Papa, was soll ich machen, es kommt ein Hurrikan auf uns zu?" Wir beraten uns und Marco entscheidet, dem Sturm zu entfliehen. Bereits vier Stunden später ist er auf der Flucht, und meine Familie und ich sind beruhigt. Als aber die Nachrichtensender am Samstagabend eine große Katastrophe ankündigen, geraten wir in Sorge. Wann meldet sich Marco wieder? Es geht weniger um den Sturm. Hochwasser droht, vielleicht sogar eine Katastrophenwelle. Wir bangen, je mehr sich die Meldungen verdichten. Es dauert bis Sonntagabend, als zu aller Erleichterung eine Mail eintrifft: "Bin bei Verwandten meiner Gasteltern in Baton Rouge, 100 Kilometer landeinwärts. Melde mich, wenn der Sturm vorbei ist." Unsere Anspannung steigt, als der Hurrikan am Montagmittag auf das Land trifft. Marco hält Wort, aber es ist eine Ewigkeit bis zur erlösenden Mail am Dienstagmorgen: "Wir hatten viele Bäume auf der Straße, aber mir geht's prima, weil ich und alle anderen heil sind und hier genug zu essen ist." Dann vier Tage keine Nachricht; erst beunruhigt uns das nicht, aber als Fernsehsender immer chaotischere Zustände melden, kommt die Unruhe zurück. Wir kennen Marcos Telefonanschluss nicht, Mails bleiben unbeantwortet. Erst am Samstag, fünf Tage nach dem Hurrikan, meldet er sich per Telefon. Für uns ist dies wie Nervenbalsam. Jetzt wissen wir, dass Marco den Sturm gesund überstanden hat. Aber seine Gasteltern können nicht mehr zurück. Ihr Haus steht komplett unter Wasser.

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