Fußgängerzonen bleiben weiter offen

Trier · Nach den Terroranschlägen mit LKW wird über Sicherheitskonzepte für Volksfeste in der Region diskutiert.

 Betonblöcke als dauerhafte Durchfahrtssperre soll es im Land zur Terrorabwehr nicht geben. Foto: dpa

Betonblöcke als dauerhafte Durchfahrtssperre soll es im Land zur Terrorabwehr nicht geben. Foto: dpa

Foto: Markus Scholz (dpa)

Trier Nizza. Berlin. London. Stockholm. Es sind Städte des Terrors. Eines Terrors, der bis zum 14. Juli vergangenen Jahres unvorstellbar war. Ein Attentäter raste damals mit einem LKW in Nizza in eine Menschenmenge, die dort den französischen Nationalfeiertag beging. 86 Menschen starben. Kurz vor Weihnachten in Berlin starben bei einem LKW-Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt mitten in der Stadt zwölf Menschen.
Ende März dieses Jahres riss ein Attentäter, der in London mit einem Auto in eine Menschenmenge fuhr, fünf Menschen in den Tod. Am vergangenen Freitag wurde ein zuvor gestohlener LKW gezielt in eine Stockholmer Fußgängerzone gesteuert. Vier Tote.
Müssen die Fußgängerzonen nach diesen Attentaten nun abgeriegelt werden? "Nicht jeder denkbare Anschlag lässt sich durch Sperrungen oder mehr Polizei vor Ort verhindern", sagt Steffen Wehner, Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministers. Dauerhafte Sperrungen in Innenstädten seien kaum zu gewährleisten, "da man immer auch Zufahrten für Rettungsdienste und Feuerwehr, Anwohner oder auch Entsorgungsbetriebe sicherstellen muss".
Nach dem Berliner Anschlag wurden kurzfristig auch auf den großen Weihnachtsmärkten in der Region, in Bernkastel-Kues und in Trier, die Zufahrten in den jeweiligen Fußgängerzonen durch Polizeifahrzeuge gesperrt. An Fastnacht wurden in der Trierer Innenstadt ebenfalls mobile Sperren errichtet. Wenn am 3. Oktober die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz stattfinden werden, soll es laut Wehner für zentrale Bereiche der Landeshauptstadt Sperren geben, um Angriffe mit Fahrzeugen zu verhindern.
Und wie sieht es bei den großen Volksfesten in der Region aus? Sowohl die Veranstalter der Wittlicher Säubrennerkirmes als auch des Trierer Altstadtfestes diskutieren derzeit mit Polizei und Hilfsdiensten über Sicherheitskonzepte. "Hierbei gibt es auch Anregungen gegebenenfalls über Zufahrtssperren nachzudenken", sagt Rainer Stöckicht von der Stadt Wittlich. Welche Maßnahmen beim Volksfest im August letztlich zum Tragen kämen, stehe aber noch nicht fest.
"Wir werden alles tun, was die Polizei verlangt, um die Sicherheit der Besucher zu garantieren", sagt Norbert Käthler. Er ist neuer Geschäftsführer der Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm) und damit verantwortlich für das Trie-rer Altstadtfest. Noch sei es aber zu früh, um konkrete Maßnahmen zu benennen, sagt auch Käthler.
Den rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden lägen derzeit keine konkreten Hinweise auf Anschlagsplanungen vor, sagt Ministeriumssprecher Wehner. Es gebe weiterhin eine "hohe abstrakte Gefährdung, die sich jederzeit in einem Anschlag auswirken kann". Nach den Anschlägen in London und Stockholm stünden die Sicherheitsbehörden des Bundes in Kontakt mit den dortigen Behörden. Doch laut Wehner "wird man eine 100-prozentige Sicherheit niemals gewährleisten können".
Trotzdem "dürfen wir uns nicht vom Terror unser Leben diktieren lassen", sagt Benno Langenberger. Er ist Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Jeder neue Anschlag müsse analysiert, das taktische Konzept der Polizei überprüft werden. "Die Polizei in Rheinland-Pfalz tut bereits, was unter der derzeitigen personellen Situation möglich ist."
Einen veränderten Umgang der Polizei bei Meldungen etwa von LKW-Diebstählen im Hinblick auf mögliche Anschlagspläne hält Langenberg nicht für erforderlich. Auch im Ministerium sieht man nach Nizza, Berlin, London und Stockholm keinen Handlungsbedarf: "Diebstähle von Fahrzeugen werden auch künftig nach Meldung sorgfältig aufgenommen, und dann laufen entsprechend den ersten Erkenntnissen die Ermittlungen und Fahndungsmaßnahmen an."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort