Gauner mit Meisterbrief

Wenn ein Schriftsetzermeister aus Trier, ein Elektrikermeister aus Luxemburg und ein Schumachermeister aus Zypern gemeinsam Geschäfte machen, nennt man das meist "Joint Venture". Der Deal, der seit gestern vor dem Landgericht Trier verhandelt wird, firmiert allerdings unter "bandenmäßiger Geldfälschung".

Trier. Dass in Verhandlungen der 1. Großen Strafkammer am Trie-rer Landgericht gegrinst wird, ist eher selten. Die Geschäftsverteilung beschert der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz in der Regel eine Art von Kriminalität, die für Humor wenig Raum lässt.Doch angesichts des skurrilen Falls an diesem Morgen sieht man öfter mal ein Lächeln über die Gesichter der Beteiligten huschen - nicht nur auf der Verteidigerbank. Das mag auch an dem ungewöhnlichen Angeklagtentrio liegen, das sich verantworten muss. Da ist Schriftsetzermeister Heinrich Werner H., mit 64 Jahren der älteste. Grauer Geschäfts-Anzug, sorgfältige Frisur, schicker Schlips. Wüsste man es nicht besser, man würde jede Wette halten, dass er der Verteidiger ist, und kein Angeklagter aus der U-Haft. Er schweigt an diesem Morgen, und wenn man seine Mimik richtig deutet, dann tut er es nur deshalb, weil ihm seine Anwältin dazu geraten hat.Und dann, als personifizierter Kontrast, Zacharias L., gelernter Schuhmachermeister, Koch, Gastronom. "zypriotischer Staatsbürger", wie es in der Anklageschrift heißt, aber seit drei Jahrzehnten in Wittlich lebend. Der 59-Jährige sitzt da in Schaff-Klamotten, steht jedes Mal auf und macht einen Diener, wenn ihn die Vorsitzende Richterin anspricht. Ganze Sätze gehen ihm nur mühsam aus der Kehle, und manchmal dolmetscht sein Verteidiger die Fragen der Kammer, indem er sie wörtlich, aber laut wiederholt.Der Dritte im Bunde ist Pierre K., ein eloquenter, redegewandter Elektrikermeister aus Luxemburg. In drei Minuten erzählt er druckreif zur Person, was sein mutmaßlicher Komplize in 30 nicht herausgebracht hat. Gefälschte amerikanische Ein-Dollar-Noten

Über die Sache selbst wird an diesem Tag gar nicht geredet. Was Staatsanwalt Eric Samel in seiner Anklageschrift vorträgt, hat alle Züge einer Posse, bewegt sich aber rechtlich gesehen fraglos im Bereich der gravierenden Kriminalität.Im Jahr 2004, so sieht es die Anklage, schlossen sich die zu diesem Zeitpunkt beschäftigungslosen und unter Geldmangel leidenden Handwerker zu einer Bande zusammen, um gewerbsmäßig mit Geldfälschung und Betrug ihren Lebensunterhalt zu fristen.Die Vorgehensweise hatte dabei freilich nach den Erkenntnissen der Ankläger geradezu kuriose Züge. So fälschte man unter anderem amerikanische Ein-Dollar-Noten auf den Wert von "Eine-Million-Dollar-Noten" hoch. Interessenten wurde der Bär aufgebunden, es handele sich um Sondernoten der US-Notenbank, für deren Einlösung man leider 15 000 Euro "Aktualisierungsgebühr" brauche. Gegen Zahlung dieser Summe, so suggerierte ein falscher Luxemburger Bänker, sollte das Opfer am Erlös beteiligt werden. Offenbar ist kein Trick zu dumm, als dass sich damit kein Geschädigter finden ließe, der in einer Mischung aus Naivität und Gewinnstreben darauf hereinfällt. In diesem Fall waren es wohl mehrere, die den mutmaßlichen Gaunern auf den Leim gingen. Dazu kamen weitere Straftaten: So soll man Euro- und Dollarblüten aus belgischer Herkunft erworben, dann aber nur ein einziges Mal benutzt haben, um eigene Schulden von rund 500 Euro zu bezahlen. Zudem soll sich das Trio Privatkredite erschlichen und Schmuck angeeignet haben, ohne jemals zu bezahlen.Wer was im Einzelnen getan oder nicht getan hat, müsste nun eine umfangreiche Beweisaufnahme klären. Vielleicht kommt es aber noch anders: "Es ist kein Hehl daraus zu machen, dass wir hier ein Gespräch suchen", sagt Richterin Schmitz am Ende. Will heißen: Klare Geständnisse gegen eine zugesagte Obergrenze bei der Strafe. Beim nächsten Termin am 14. Mai wird man sehen, ob sich das Verfahren in diese Richtung entwickelt.

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