Gefängnis nach Gift-Gutachten

Wende im Totschlagsprozess gegen zwei Eifeler Frauen, die vor neun Jahren den Ehemann und Vater getötet haben sollen: Weil ein Gift-Gutachten neue Erkenntnisse brachte, sitzt inzwischen auch die 58-jährige Ehefrau des Opfers in Untersuchungshaft.

Trier. Glaubt man Gertrud M., hat sie nichts mit dem gewaltsamen Tod ihres Ehemanns Karl-Heinz zu tun. Das jedenfalls behauptet die 58-jährige Eifelerin seit inzwischen 19. Prozesstagen vor dem Trierer Landgericht. Schuld war demnach allein ihre inzwischen 41-jährige Tochter Manuela. Gertrud selbst will ihr lediglich bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben.Nun aber scheint sich das Blatt zu wenden - zuungunsten der 58-Jährigen. Nach einem toxikologischen Gutachten der Rechtsmedizin Homburg erließ ein Trie rer Richter auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen die Ehefrau des Opfers. Die Rechtsmediziner hatten nach einjähriger Labor-Arbeit in Haarresten der Leiche Spuren eines starken Beruhigungsmittels nachgewiesen, "das da nicht reingehörte", so Staatsanwalt Eric Samel. Das Besondere an dieser Erkenntnis: Sie stützt die Aussagen der seit längerem in Untersuchungshaft sitzenden Tochter. Die 41-Jährige hat eingeräumt (und zwischendurch auch mehrfach bestritten), den Vater vor neun Jahren erdrosselt zu haben. Allerdings, so Manuela, soll die Mutter ihrem Ehemann zuvor tagelang ein starkes Beruhigungsmittel in den Tee gemischt haben, bis der 61-Jährige schließlich bewusstlos im Bett lag. "Ich wollte dem Leiden nur ein Ende setzen", sagte die Tochter zu Beginn des Prozesses vor dem Trie rer Landgericht.Das toxikologische Gutachten scheint die Aussagen Manuelas zu bestätigen. Auf den Angaben der wegen Totschlags angeklagten Tochter basiert größtenteils auch die Anklageschrift von Staatsanwalt Eric Samel. Die Mutter ist wegen Mordversuchs angeklagt.Das erst vor drei Jahren bekanntgewordene spektakuläre Verbrechen an dem Rentner Karl-Heinz M. dürfte in die deutsche Kriminalgeschichte eingehen. Denn den 61-Jährigen aus Overath bei Köln vermisste offenbar niemand, als er vor neun Jahren von einem Tag auf den anderen verschwand. Obwohl die skelettierte Leiche zwei Jahre später in Südfrankreich gefunden wurde, blieb die Identität zunächst ungeklärt. Wäre nicht Manuela vor drei Jahren in Bitburg zur Polizei gegangen und hätte sich und ihre Mutter bezichtigt, den angeblich tyrannischen Vater getötet zu haben, wäre es wohl nie zu Ermittlungen oder gar einer Gerichtsverhandlung gekommen.Der Ende Juli letzten Jahres begonnene Prozess gegen die beiden Frauen wird übernächsten Mittwoch fortgesetzt. Mit einem Urteil rechnen Prozessbeobachter für Ende März.

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