Gefährliche Brause

TRIER. Seit eine Sondersteuer die bei Jugendlichen besonders beliebten Alcopops rund 84 Cent teurer macht, hat ein Hersteller eine Hintertür gefunden, an der Besteuerung vorbei zu kommen: Alcopops als Instant-Pulver.

Mit Sprüchen wie "Hast du ein ‚Subyou‘ in der Tasche, willst du nichts mehr aus der Flasche" umwirbt der Hersteller die Alcopops in Pulverform, die es seit vergangenem Jahr in Deutschland per Internet-Versand und vereinzelt im Einzelhandel gibt. Der Trick ist, dass für dieses Pulver nicht die so genannte Alcopop-Steuer anfällt. Außerdem braucht der Käufer kein Pfandgeld auf die Ladentheke zu legen. Man nehme eines der kleinen Pulvertütchen, die an Brause erinnern, gebe einen Viertelliter Wasser dazu, und schon hat man ein süßes Alcopop-Getränk mit rund 4,8 Prozent Alkoholgehalt. "Bei purem Genuss" verspricht der Hersteller sogar einen Alkoholanteil von rund 30 Prozent. Das Getränk gibt es in den vier Geschmacksrichtungen "Blackberry Wodka", "Tropical White Rum", "Limette White Rum" und "Blutorange Wodka". Kostenpunkt: Ein "Partypaket" mit 13 Beuteln à 65 Gramm kostet knapp 15 Euro. Zwar verweist der Internet-Anbieter darauf, dass die Instant-Alcopops nur an Erwachsene verkauft werden, aber eine gezielte Kontrolle kann beim Versandhandel nicht stattfinden. "Niemand kontrolliert die Angaben auf ihre Richtigkeit", sorgt sich Waltraud Fesser, Ernährungsreferentin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Jugendschützer sehen die Gefahr der Alcopops darin, dass durch den hohen Zuckeranteil und viele Aromastoffe der Alkoholgeschmack überdeckt wird. Diese können die Jugendlichen dann "trinken wie Brause", so Waltraud Fesser. Dabei ist die Alkoholmenge eines Alcopop-Getränks aus der Tüte in etwa mit einem Schnaps vergleichbar. Eine andere Gefahr sieht sie darin, dass ein "unauffälliger Konsum noch schneller möglich" ist. Das harmlos wirkende Pulver lässt sich schnell in der Hosentasche verstecken. Eine Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln belegt allerdings, dass die Instant-Alcopops bei Jugendlichen nicht besonders hoch im Kurs stehen: Lediglich 0,35 Prozent der 18- bis 25-Jährigen und 0,78 Prozent der zwölf- bis 17-Jährigen gaben an, in den vergangenen 30 Tagen Alcopop-Pulver konsumiert zu haben. Damit dies so bleibt, diskutieren Politiker es ebenfalls mit der Sondersteuer zu belegen oder - wie die Landtagsfraktion der saarländischen SPD fordert - ein Verbot zu verhängen.

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