Gefahr vom Teller: Risiko Lebensmittel

BITBURG. Lebensmittelsicherheit macht nicht vor Grenzen, Produkten oder Techniken halt. Grund genug, dass sich rund 140 Wissenschaftler, Techniker und Produzenten zum Erfahrungsaustausch beim 1. rhein land-pfälzischen Lebensmitteltag in Bitburg trafen.

"Essen ist eines der größten Risiken, die der Mensch eingehen muss. Deshalb sollte er es mit Genuss tun." Wer das sagt, ist Klaus-Dieter Jany, Professor an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karlsruhe. Doch man sieht ihm diese Erkenntnis nicht an, etwa in Form mächtiger Leibesfülle. Sein Wissen rührt aus jahrelanger Erfahrung mit dem Thema Lebensmittelsicherheit. Dieses stand auch im Zentrum des 1. rheinland-pfälzischen Lebensmitteltages in der Bitburger Brauerei, veranstaltet vom Innovationsnetzwerk Rheinland-Pfalz und der Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK). "Qualitätssicherung und die Rückverfolgbarkeit der Produkte" sind für Staatssekretär Hendrik Hering Indizien, ein Zusammenarbeiten von Überwachungsbehörden und Lebensmittelbetrieben Ausdruck für die Sicherheit von Lebensmitteln. Doch ehe die Kontrolle greift, steht fest: "Es gibt keine schlechten Nahrungsmittel, sondern nur schlechte Ernährungsgewohnheiten", sagt beispielsweise Molekularbiologe Jany. Eine Weisheit, die auch den meisten Bundesbürgern nicht fremd ist. Zudem gilt weithin der Spruch: "Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen." Doch meist regiert der "innere Schweinehund" getreu dem Motto: was so gesund ist, kann nicht schmecken. Was wiederum neuen Bereichen der Lebensmittelindustrie Tür und Tor öffnen kann - wobei der Ernährungssektor in der Region für den Bitburger-Hausherr und IHK-Vizepräsidenten Axel Simon schon heute "ein Leuchtturm der Wirtschaft" ist. Ein Beispiel für Innovationen ist die funktionale Nahrung, so genanntes "Functional Food". "Ein Drittel aller Krankheitskosten sind ernährungsbedingt", sagt Hans-Ulrich ter Meer von Nutrinova, einer Firma für Lebensmittel-Zusatzstoffe aus Frankfurt. Und gleichzeitig sinke der Einkommensanteil, den die Deutschen für Ernährung auszugeben bereit seien. Folglich boomt neben dem Bio-Markt der Sektor für gesundheitsfördernde Produkte wie cholesterinsenkende Margarine, ballaststoffreiche Fruchtsäfte und aufgepeppte Joghurt-Drinks. Doch so einfach sei das nicht, sagt ter Meer. "Frisch, natürlich und mit einem guten Geschmack" - so müssten diese Produkte beschaffen sein, um dem Lebensstil von Wellness und Aktivität bis ins hohe Alter zu entsprechen. Und um diejenigen auszutricksen, die sich bislang um Gesundes herumdrückten.Verbraucher müssen sich auch selbst schützen

Dabei spielt die Wahrnehmung von Nahrungsmitteln und ihrer Sicherheit eine große Rolle. Ob BSE, Lebensmittelbestrahlung oder die bisherigen Erkenntnisse aus der Gentechnik, laut Klaus-Dieter Jany ist das tatsächliche Risiko eines Schadens dadurch gering, die öffentliche Meinung dagegen zeige das genaue Gegenbild. "Für traditionelle Lebensmittel gilt generell die Sicherheits-Annahme, für neue und gentechnisch veränderte Produkte die Risiko-Annahme", sagt er. Dabei höre die Sicherheit vieler Verbraucher selbst an der eigenen Haustür auf - aus Unwissenheit: "Wer wäscht heute schon regelmäßig den Kühlschrank mit Essigwasser aus oder nimmt eine Kühltasche mit zum Einkauf." Ein Eindruck, den Birgit Rehlender von der Stiftung Warentest erhärtet: "Der Verbraucher erwartet Sicherheit, ist aber überfordert mit E-Nummern und Fachdaten auf den Inhaltslisten der Produkte." Im gleichen Atemzug fordert die Verbraucherschützerin auch eine Beteiligung der Käufer und Esser ein: "Es muss bereits in Kindergärten und Schulen darauf hingewiesen werden, was gesund und was sicher ist." Ein Ansatzpunkt dazu liefert sicherlich die FH-Trier mit einem Schwerpunkt der Kinder-Uni zum Thema Lebensmittelsicherheit am 18. Mai um 14.30 Uhr an der FH, Infos unter Telefon 0651/8103-598.

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