"Geklüngel und Machtspiele"

TRIER. Zoff unter den Ärzten in Rheinland-Pfalz: Es gibt Protest gegen die Wahl des Vorstands der neuen Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Zehn Mediziner wollen klagen, weil die Wahl gegen die Satzung verstoßen habe.

Geklüngel, Machtversessenheit und Selbstbedienungsmentalität - die Vorwürfe, die zehn Ärzte aus der Region Koblenz und der Pfalz dem frisch gewählten Vorstand der neuen Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz vorwerfen, sind mächtig. Sie wollen die Wahl kippen, sie sei eine Farce gewesen. Laut Tagesordnung sollten am 13. Oktober in Koblenz eigentlich nur Ort und Zeit der Vorstandswahlen festgelegt werden, kritisiert der Pfälzer Landarzt Günter Zytariuk, der bei der Versammlung dabei war. "Es bestand doch gar kein Grund zur Eile, wir hätten bis zum 1. Dezember Zeit gehabt, den Vorstand zu wählen." Doch hinter den Kulissen sei längst alles klar gemacht worden, bei der Vertreterversammlung hätte, so Zytariuk, festgestanden, wie der Vorstand aussehen solle. "Wir wurden überrumpelt." Die Wahl sei durchgepeitscht worden, obwohl die Wahlversammlung nicht mehr vollständig gewesen sei. Erst in der Nacht zum 14. Oktober gegen ein Uhr hätten sich erst die Kandidaten vorstellen können und das, obwohl die Versammlung für den 13. Oktober einberufen worden sei, beschwert sich der Pfälzer Arzt. Nachts um 3.15 Uhr stand das Ergebnis dann nach über elfstündigen Wahlmarathon fest: 29 Stimmen von 46 für Müller. Zytariuk will zusammen mit neun Kollegen die Wahl anfechten. "Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir damit durchkommen."Einstweilige Verfügung beantragt

Vorsichtshalber haben sie schon mal eine einstweilige Verfügung beantragt. Das heißt, dass der Vorstand der KV vorerst gar nicht arbeitsfähig ist. Die Wahlkritiker fordern den Vorstand auf, zurückzutreten und damit den Weg frei zu machen für Neuwahlen. Das Mainzer Sozialministerium, Aufsichtsbehörde der Landes-KV, sieht derzeit keinen Anlass, gegen die Wahlen tätig zu werden. Für den Vorsitz der Landes-KV wurden seit Wochen heftig Strippen gezogen. Vor allem die Vorsitzenden der KV Koblenz, Michael Kann, und der KV Pfalz, Anton Coressel, die lange als Favoriten galten, sollen in vertraulichen Zirkeln Mehrheiten klar gemacht haben. Sie brachten sich auch immer wieder selbst ins Gespräch für den Chefposten, der 6000 Ärzten im Land vorsteht und waren sicher, dass sie die Wahl auch gewinnen werden. Der Trierer KV-Chef Carl-Heinz Müller hingegen hielt sich bis zum Schluss bedeckt: "Vielleicht wollte ich mich ja absichtlich nicht zu lautstark ins Gespräch bringen", sagte er kurz nach seiner Wahl. Kann ist nun einer der Hauptkritiker der Wahl. Auch in der Pfalz ist lautstarkes Rumoren zu hören, ihr Chef konnte sich nicht durchsetzen. Eher ruhig ist es dagegen nicht nur im KV-Bezirk Trier, sondern auch in Rheinhessen. Dessen Vorsitzender, Günter Gerhardt, im Nebenberuf Fernseharzt, ist nämlich angeblich im Gespräch als gut dotierte Medienbeauftragter der Landesvereinigung. Müller steht nicht im Mittelpunkt der Kritik. Der Trierer sei immer "unumstritten" gewesen, sagt Zytariuk. "Mich wundert nur, dass der sich für ein solches Geklüngel hergegeben hat." Der seit vier Jahren als Vorsitzender der Trierer KV amtierende Müller gilt als Integrationsfigur. Er hat es in seiner Amtszeit geschafft, die zerstrittene Ärzteschaft in der Region zu vereinen. Gute Voraussetzungen also für sein neues Amt.

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