"Gemeinsame Lösung besser als Alleingang"

TRIER. Reden, reden, reden: Das möchte André Bord, Koordinator der deutsch-französischen Beziehungen in Frankreich. So könnten die beiden Staaten noch intensiver und fruchtbarer agieren.

Gerhard Schröder und Jacques Chirac treffen sich zu den 81. Konsultationen. Was hat sich getan, dass man sich so häufig trifft? Bord: Weil man viel zu sprechen hat miteinander und sich kennenlernen muss. Wenn man sich nicht gut kennt, weil schon ein Sprachproblem herrscht, dann braucht man eben länger und muss sich häufiger treffen, um politische Probleme zu besprechen. Wichtig ist, dass sich Deutsche und Franzosen gefunden haben. Und dieses Treffen ist besonders wichtig, weil man auch wirtschaftliche Dinge bespricht. Gemeinsame Lösungen sind immer besser als Alleingänge. Chirac und Schröder waren nicht immer beste Freunde. Wie haben beide zueinander gefunden, so dass man dazu übergeht, wirtschaftlich gemeinsam zu agieren? Bord: De Gaulle und Adenauer und die anderen Regierungs- und Staatschefs danach kannten sich nicht. Aber das geht schnell, wenn man im Sinn hat, beide Völker miteinander zu verbinden in Kultur, Politik, Außenpolitik und Soziales. Aber es sind weite Wege. Frankreich mit seinem Zentralismus und Deutschland mit dem Föderalismus sind sehr verschieden. Können diese Konsultationen dazu dienen, dass man wirklich gemeinsame Dinge tut? Bord: Das ist möglich. Wirtschaftsprobleme sind zwar Angelegenheiten des Staates. Aber in Frankreich kümmern sich auch Regionen und Départements darum. Also gibt es die Möglichkeit zu Lösungen jenseits der Staats- und Regierungschefs. Wir haben eine Diskussion über die Abschaffung des Zentralismus. Die Regierung hat beschlossen, dem Zentralismus denRücken zu kehren und den Regionen mehr Kompetenzen und Mittel zu geben. Dies wird künftig einfacher. Bei dem Treffen geht es auch um eine verstärkte Zusammenarbeit im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich. Tragen die Konsultationen nicht dazu bei, eine Abwehrhaltung gegenüber beiden Staaten aufzubauen? Bord: Nein. Die gemeinsame Position von Deutschland und Frankreich wird heute, nach dem Irak-Krieg, von den meisten als gut eingestuft. Ich bin sicher, dass auch US-Präsident Bush nicht umhin kommen wird, seine Meinung zu ändern. Es war eine Friedens-Position. Was ist besser, als Frieden herzustellen? Auch die übrigen Staaten in der EU werden feststellen, dass wir eine Außen- und Sicherheitspolitik brauchen. Sie haben über Jahrzehnte hinweg verfolgt, wie sich Deutsche und Franzosen angenähert haben. Wie lautet ihr Fazit? Bord: In Bereichen wie der Wirtschaft hätte man schneller handeln können. Denn die Kammern sprechen noch nicht genügend miteinander. Aber auch im Sozialbereich muss man über das Lösen von Problemen reden. Wir müssen mehr gemeinsam machen. Mit André Bord sprach unsere Redakteurin Sabine Schwadorf.

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