Große Ehre für einen kleinen Pfarrer

Der aus Bitburg stammende "Aids-Priester" Stefan Hippler erhält am Sonntag in Dresden den mit 10 000 Euro dotierten Erich-Kästner-Preis. Zu Hipplers Vorgängern zählen so berühmte Persönlichkeiten wie Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher und Ignatz Bubis.

 Kümmert sich in Südafrika um aidsinfizierte Kinder wie die kleine Nobathembuin: der Bitburger Priester Stefan Hippler. Foto: privat

Kümmert sich in Südafrika um aidsinfizierte Kinder wie die kleine Nobathembuin: der Bitburger Priester Stefan Hippler. Foto: privat

Trier. Wer Stefan Hippler kennt, weiß, dass der 48-Jährige es nicht besonders mag, wenn um seine Person viel Aufhebens gemacht wird. Andererseits ist es unumgänglich, auf die öffentliche Bühne zu treten, wenn Hippler mit seinen Anliegen gehört werden will. Die Mission des gebürtigen Eifelers ist seit über einem Jahrzehnt der Kampf gegen die Immunschwäche-Krankheit Aids. Der katholische Pfarrer lebt und arbeitet in Südafrika, einem Landstrich, in dem täglich 1000 Menschen an dem tödlichen Virus sterben und sich Tausende neu infizieren.

Das von Stefan Hippler in Kapstadt mit ins Leben gerufene Hilfs- und Betreuungsprojekt "Hope" (Hoffnung) kümmert sich um Aids-positive Kinder und deren Eltern; ein Projekt, das weltweit Beachtung gefunden hat. Nur Hipplers Arbeitgeber, die katholische Kirche, betrachtet das karitative Engagement des Pfarrers der deutschsprachigen Gemeinde am Kap mit Argwohn. Zu unvereinbar erscheinen die Forderungen des 48-Jährigen nach einer Freigabe von Kondomen mit der vier Jahrzehnte alten päpstlichen Enzyklika "Humanae Vitae", die den Gebrauch von Verhütungsmitteln verbietet.

"Angst ist keiner der Namen Gottes"



"Wir können bei aktuellen Fragen nicht mit Antworten von 1968 kommen", sagte der Pragmatiker Hippler Anfang des Jahres in einem Interview mit unserer Zeitung. Kurze Zeit später machte der gebürtige Eifeler allerdings einmal mehr die Erfahrung, was es für einen "kleinen Pfarrer" (Hippler) bedeuten kann, wenn er sich mit den Kirchenoberen anlegt. Nach Erscheinen seines Buchs "Gott. Aids. Afrika." musste Stefan Hippler eine Lese-Reise durch mehrere deutsche und österreichische Städte absagen - auf Druck der Deutschen Bischofskonferenz, wie sein Verlag "Kiepenheuer & Witsch" seinerzeit mitteilte. Hippler selbst ("Ich bin Optimist. Jemand, der hofft, gegen alle Hoffnungslosigkeit") will den von oben verordneten Maulkorb-Erlass zwar nicht direkt kommentieren. Einschüchtern oder entmutigen lässt sich der 48-Jährige dadurch aber nicht: "Angst ist keiner der Namen Gottes", sagt er. Für sein unerschütterliches Engagement wird Stefan Hippler am Sonntag mit dem renommierten Erich-Kästner-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vom Dresdner Presseclub an Persönlichkeiten vergeben, die sich "in hervorragender Weise um Toleranz, Humanität und Völkerverständigung verdient gemacht" haben. Preisträger vor Stefan Hippler waren etwa die "Zeit"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff, Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck oder die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Wenige Tage vor dem Festakt war Stefan Hippler jetzt noch einmal in Rom - als Unterstützer einer weltweiten Anti-Aids-Kampagne namens "world aids awareness expedition". Ein deutliches Signal, dass er sich in seinem Kampf gegen das HIV-Virus nicht unterkriegen lässt.

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