Grüne Minna auf dem Bahnsteig

TRIER. Keine Spur von Panik, Normalbetrieb mit leichten Modifikationen: So zeigt sich die Stimmungslage am Trierer Hauptbahnhof. Die Bahn-Stammgäste sehen die Situation trotz Terror-Festnahmen gelassen.

Demonstrativer könnte die Präsenz gar nicht sein: Gleich auf dem ersten Bahnsteig, vor dem unauffälligen Büro der Bundespolizeiinspektion, steht gut sichtbar ein grün-weißer Bus. "Wir sind da", lautet offenkundig die Botschaft der Ordnungshüter, die einst "Bahnpolizei" hießen. Allerdings sind Bus und Büro gleichermaßen verwaist, die Klingel läutet ins Leere, ein einsames Schild verweist auf eine Telefonnummer, die verspricht, "rund um die Uhr" besetzt zu sein. "Die sind jetzt mehr auf den Bahnsteigen unterwegs", sagt der junge Mann an der Kasse der Zeitschriftenhandlung. Tatsächlich: Zwei Uniformierte patrouillieren über die Bahnhofs-Anlagen. Nein, sie seien nicht im Sondereinsatz, sagen die beiden wortkargen Herren. "Wir machen das Gleiche wie immer." Es gebe auch keine Zusatzbesetzung aufgrund der Terror-Anschläge. Gemessen an der offiziellen Bahn-Auskunft in der Bahnhofshalle sind die Schutzmänner freilich geradezu mitteilsam. Eben noch hat die freundliche Dame mit Engelsgeduld eine Touristin beraten, die den Bus-Anschluss zum Flughafen Hahn verpasst hat, aber nun muss sie weisungsgemäß auf stur schalten. Ob die Kunden schon mal mit Sicherheitsfragen zu ihr kommen? Kein Kommentar. Ob die Leute nervöser seien als sonst? Kein Kommentar. Es gebe eine "ganz strikte Dienstanweisung" bei den vorgesetzten Bahn-Dienststellen, keine Auskünfte zur Lage zu erteilen - weitere Auskünfte gibt es nicht. Die zuständige Pressestelle sitzt aber 100 Kilometer weit weg und kann zur Klärung der Stimmungslage in Trier wenig beitragen. An der Zeitungskasse und beim Bäcker ist man weniger zugeknöpft. Von einer besonderen Anspannung habe man "überhaupt nichts bemerkt", heißt es. Nur dass die Leute "sich kaum mehr trauen, einen Kaffee zu ziehen, weil sie ja dann ihren Koffer einen Moment daneben stehen lassen müssen". Auch Stefan Olk von der Bürgerservice-Fahrradstation auf dem Bahnsteig sieht die Sache gelassen. Allerdings habe man in diesem Jahr "schon mindestens dreimal dringend den Besitzer eines Gepäckstücks ausgerufen". Die Schüler Kevin (14) und Lars (15) haben noch zehn Minuten Zeit bis zur Abfahrt ihres Zuges nach Schweich. So stehen sie am Nebeneingang vor dem Fahndungsplakat mit den Suchbildern der mutmaßlichen Bahn-Attentäter. 50 000 Euro Belohnung sind ausgelobt. "Wer die wohl jetzt kriegt?", sinniert Kevin. Ob ihnen das Bahn-Fahren jetzt unbehaglicher ist? Breites Grinsen auf zwei Jungen-Gesichtern. "Quatsch", sagt Lars. Aber seine Mutter habe ihm aufgetragen, "sofort zur Bahnpolizei zu gehen, wenn ich was Verdächtiges sehe". Auch die anderen befragten Bahn-Reisenden sehen keinen Grund zu besonderer Nervosität. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen wie etwa "Train-Sheriffs" treffen rundherum auf Ablehnung. "Da sollten sie lieber gleich wieder die Schaffner einführen", findet die Angestellte Rita Steinmetz, die gerade in den Zug nach Konz einsteigt.

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