Grundschüler schreiben weniger Klassenarbeiten

Mehr gezielte Förderung, deutlich weniger Klassenarbeiten: Eine neue Grundschulordnung sorgt für mehr Freiraum, aber auch für Ärger. Sie soll schon angewendet werden, obwohl sie noch nicht gilt.

Mainz. (win) Dritt- und Viertklässler sollen künftig in den Genuss von mehr Freiheiten bei den individuellen Leistungsnachweisen kommen und verstärkt mit schriftlichen Kommentaren in den Zeugnissen beurteilt werden.

Dies sieht eine neue Grundschulordnung für Rheinland-Pfalz vor, die auf mehr gezielte Förderung setzt und die Zahl der vorgeschriebenen Klassenarbeiten von 22 bis 28 pro Jahr auf 16 (zehn in Deutsch, sechs in Mathematik) verringert.

Eltern und Lehrer sind verunsichert



Schule soll zum Lernen ermuntern und nicht unnötig Druck aufbauen, sagt Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) und verweist darauf, dass Rheinland-Pfalz bislang bundesweit mit an der Spitze bei der Zahl der Klassenarbeiten steht.

Dass 1000 Schulen mit 160 000 Schülern laut Aufforderung des Ministeriums bereits nach den neuen Vorgaben arbeiten sollen, obwohl die vorgeschriebene rechtliche Überprüfung des Justizministeriums noch aussteht, bezeichnete der Lehrerverband VBE als "schlechten Witz". Da die alte Schulordnung noch gilt, sind Lehrer verunsichert und Eltern verärgert. VBE und die Gewerkschaft GEW begrüßen zwar im Grunde die neuen Regel, wehren sich aber gegen ein scheibchenweise Einführung und verlangen Planungssicherheit. Die CDU will den Ärger im Landtag zur Sprache bringen.

Laut Ahnen ist mit der neuen Schulordnung "im Herbst" zu rechnen. Sie rückwirkend zum Schuljahresbeginn in Kraft zu setzen sei durchaus zulässig, weil sie keine Verschärfung der Situation für die Schüler enthalte und die Änderungen bereits länger bekannt seien, rechtfertigt sich die Ministerin.

"Kommentierte Notenzeugnisse"



Neben dem Vorrang für eine gezielte Förderung ist vorgesehen, bei der Hälfte der Leistungsnachweise auch individuelle unterschiedliche Anforderungen nach Schwächen und Stärken zuzulassen. Mit Ausnahme des Abschlusszeugnisses werden "kommentierte Notenzeugnisse" vorgegeben.

Der Landeselternbeirat begrüßt die neue Ausrichtung, fordert jedoch auch eine Aufstockung der Lehrerzahl sowie individuelle Förderpläne nicht nur für leistungsschwache, sondern auch für leistungsstarke Schüler. Katholische Grundschulen müssen die neue Schulordnung in Fragen der Leistungsbewertung nicht übernehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort