HINTERGRUND

Drei Fragen an: Die Schauspielerin Alexandra Maria Lara steht seit ihrem 16. Lebensjahr vor der Kamera. In "Der Untergang" spielt die Berlinerin neben Bruno Ganz die Hauptrolle der Hitler-Sekretärin Traudl Junge.

Frau Lara, welchen ersten Eindruck von der Person der Traudl Junge haben Sie gewonnen, als sie Ihnen in André Hellers Film "Im toten Winkel" zum ersten Mal begegnet ist?Lara: Mich hat das sofort berührt, ich bin menschlich so veranlagt. Es hat mich nachhaltig beeindruckt. Ich hatte aber lange Diskussionen mit anderen Menschen, die diesen Film gesehen haben und die nicht sofort eine solche Sympathie aufbauen konnten wie ich, sondern die Angelegenheit sehr viel kritischer hinterfragt haben. Mich hat diese ältere, feine, traurige Dame sehr bewegt. Ich fand es sehr interessant, dass die Meinungen so weit auseinander gingen. Viele konnten ihr nicht so recht trauen, ihr keinen Glauben schenken. Ich finde es großartig, wenn Menschen den Mut haben, sich mit ihrer eigenen Biografie zu konfrontieren. War es für Sie, die Sie um den kontroversen Gehalt dieser Geschichte wussten, eine schwierige Entscheidung, diese Rolle anzunehmen? Lara: Ich habe mich nicht lange gefragt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich vor dem Auftauchen der moralischen Frage, ob man das nun darf oder nicht, erst einmal gefreut habe. Ich habe den Namen Oliver Hirschbiegel gehört, ich war schon vorher ein großer Fan von ihm. Als der Anruf kam, war meine Aufmerksamkeit erst einmal auf andere Dinge gerichtet, noch nicht auf den historischen Hintergrund. Welche Erfahrungen nehmen Sie für sich persönlich aus diesem Film mit? Lara: Ganz viele und sehr unterschiedliche. Bei diesem Thema kommt man nicht umhin, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ich bin 25 und habe keinen Großvater, der im Nationalsozialismus irgendeine Rolle gespielt hätte. Unsere Familiengeschichte hat sich eher in Rumänien abgespielt, aber auch dieses Volk hat sich blenden und sich etwas vormachen lassen. Die Auseinandersetzung mit solchen Dingen finde ich außerordentlich wichtig. Die Bekanntschaft mit so vielen großen Kollegen ist natürlich auch ein Aspekt. Obwohl der Drehort schrecklich war, empfanden wir es jeden Tag als ein Fest, dorthin zu kommen. Das Gespräch mit Alexandra Maria Lara führte unser Mitarbeiter André Wesche.

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